Gelbe Seiten für Weltverbesserer

Seit kurzem gibt es das Webportal Kreatives Sachsen. Dort können sich schöpferisch tätige Menschen aller Sparten und aus dem ganzen Freistaat mit einem eigenen Profil verewigen, damit andere Leute, die Interesse an deren Angebot haben, sich vertrauensvoll an sie wenden können. Nun hat man ja schon mehrere Anläufe für solche Portale kommen und dahindümpeln sehen. Da aber das Leipziger Studio Hartensteiner Initiator der Sache ist, kann man hoffnungsvoll sein. Immerhin hat diese Agentur die designers open zu einer Erfolgsgeschichte werden lassen.

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„Zwei Etagen unter der Hölle“ nennt sich das erste Buch von Uwe Stöß, erschienen im Leipziger FHL-Verlag. Der reißerische Titel deutet auf einen Thriller hin. In gewissen Sinne stimmt das sogar. Es geht um Knastis, Obdachlose und Alkoholleichen. Da der Autor diese Milieus selbst über Jahre durchlebt hat, kann man die Geschichten mit dem ziemlich abgedroschenen „authentisch“ versehen. Auch wenn da sicherlich literarisch verdichtet wurde, handelt es sich um Personen, die tatsächlich existierten. Weiterlesen

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Sowas von gut drauf

Eigentlich geht es mich ja nichts an, weil beim Literaturwettbewerb des mir bisher völlig unbekannten Govinda-Verlages nur Autoren unter 28 Jahren teilnehmen dürfen. Da bin ich ja knapp drüber. Abhalten würde mich aber auch die Bedingung, „positive Gedichte“ einreichen zu müssen. Laut Shell-Studie und anderen Untersuchungen ist ja sowieso die heutige Jugend die erste seit hundert Jahren, die mit der Welt ganz zufrieden ist und mehrheitlich nichts von Rebellion wissen will. Da passt dieser Wettbewerb mit dem Titel „Dem Schönen zuliebe“ ganz gut rein.

Irgendwie reizt mich die Aufgabe trotzdem. Ich werde mich deshalb trotz der unmöglichen direkten Beteiligung mal dranmachen und betont positiv reimen. Die wunderschönen, aufbauenden, vorwärtsweisenden Ergebnisse erscheinen hier in Kürze. Falls ich es zeitlich hinkriege, lese ich sie vielleicht auch schon beim Livelyrix-Slam am nächsten Freitag in Dresden, wo ich wieder mal zu Gast bin.

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Unappetitlich

Der „Kannibale von Rotenburg“ hat ohne Erfolg gegen die Verfilmung seiner Story geklagt. Wegen Persönlichkeitsrechten. Vielleicht hätte er auf Geschmacksmusterschutz klagen sollen.

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Undead Kennedys

Straßenmusik kann doch wirklich schön sein. Da geht man abends mal in die Stadt, weil das Wetter endlich etwas besser geworden ist. Und dann steht auf dem Platz vor der Oper ein Mann mit seltsamer Frisur und einer Geige in der Hand. Die Haartracht kommt mir bekannt vor. Tatsächlich – der Stehgeiger ist Nigel Kennedy. Er hat sich Kumpels mitgebracht, vier weitere Musiker. Zwei volle Stunden lang verbreiten sie Stimmung und bringen neben mir schätzungsweise weitere 3000 stehengebliebene Passanten zum Schwingen. Sogar die Glockenschläge auf dem Krochhochhaus werden spontan zum Background verarbeitet. Neben Stücken seines Lieblingskomponisten, eines Herrn Kennedy, spielen Nigel und seine Freunde zum Schluss dann auch noch eine Weise, die von einem gewissen Jimmy Hendrix stammen soll. Und alle zufälligen Zuhörer von Teenie bis zum Rentner sind verzückt.

Außer dass es ein wirklich faszinierendes Konzert war, gefällt mir daran, dass Nigel Kennedy alle künstlichen Grenzen zwischen Klassik, Jazz, „Weltmusik“ und Pop gnadenlos mit seiner fünfsaitigen Stromvioline niedergeigt, als gäbe es sie nicht. Gibt es ja auch wirklich nicht, nur in manchen Köpfen stockkonservativer Besitzstandsbewahrer.

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Schreibfehler des Tages

Und die Banken? Sie nutzen die Notlage der Menschen scharmlos aus, lautet der Vorwurf. Diesen schönen Satz habe ich gerade in der Onlineausgabe des Stern gelesen. Wirklich: Etwas freundlicher lächeln könnten die Banker schon, wenn sie jemanden über den Tisch ziehen.

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Klassik als Passagenwerk

Wandelkonzert nannte sich die Veranstaltung, die gestern abend zur Eröffnung des diesjährigen Bachfestes in vier Leipziger Passagen stattfand. Die beteiligten Musiker durften dabei nicht all zu empfindsam sein. Klassik auf akustischen Instrumenten ohne Verstärkung spielen, während tütenbehängte Shopper vorbeihasten, Verkäuferinnen ihre Werbeausteller und Sale-Schilder reinräumen und Kinder greinen – das ist schon Hardcore. Doch für Leute, die keine ausgesprochenen Kenner dieser Musik sind (wozu ich mich selbst zählen muss), ist dieses lockere, mundgerechte Servieren schon eine Anregung, doch wieder mal in ein „richtiges“ Konzert zu gehen.

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Entwicklungshilfe

Höchste Zeit, hier mal auf eine Sache hinzuweisen, für die ich wesentlich mitverantworlich bin – die erste Sommerakademie Chemnitz namens REITBAHN 09. Alle wichtigen Infos dazu sind unter www.sommerakademie-chemnitz.de stets frisch abrufbar. Über die Schwierigkeiten, dafür geeignete Räumlichkeiten zu finden, will ich mich mal nicht auslassen, Weiterlesen

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Stop and go

Vor einer reichlichen Woche noch habe ich für eine Leipziger Monatszeitung ein Interview mit dem Pressesprecher des Fotofestivals F/Stop geführt. Da hieß es, dass die Hauptausstellung diesmal in den Buntgarnwerken an der Nonnenstraße stattfände. Nun flattert eine Meldung ins Postfach, dass F/Stop in der Innenstadt, im äußerlich sanierten aber noch nicht zum Hotel ausgebauten Handelshof, sein neues Domizil hat. Es stimmt also, wenn man sagt, die Leipziger Festivalszene sei in Bewegung.

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Leipziger Geröhre

Seid umschlungen, Leipzigs Straßen
von einer ehernen Schlange
in stahlblau und blassviolett.
Die hat euch fest in der Würge,
hohl, doch zumeist ziemlich voll.
Was aber wirklich drin ist
weiß keiner. Will´s keiner wissen?
Werden da Fördermillionen
hingepumpt und her?
Wird der Elsterstau entleert,
um einen tiefen See zu füllen?
Oder ist da etwa nur
Scheiße gebunkert?
Rauszulassen nach der
nächsten Wahl?
Wie Laokoons Söhne
stemmen wir an
gegen die Umarmung
der röhrenden Kommunal-
politik. Ohnmächtig.

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