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„Zwei Etagen unter der Hölle“ nennt sich das erste Buch von Uwe Stöß, erschienen im Leipziger FHL-Verlag. Der reißerische Titel deutet auf einen Thriller hin. In gewissen Sinne stimmt das sogar. Es geht um Knastis, Obdachlose und Alkoholleichen. Da der Autor diese Milieus selbst über Jahre durchlebt hat, kann man die Geschichten mit dem ziemlich abgedroschenen „authentisch“ versehen. Auch wenn da sicherlich literarisch verdichtet wurde, handelt es sich um Personen, die tatsächlich existierten.

Uwe Stöß habe ich zum ersten mal bei der FHL-Lesebühne gesehen und gehört und war erstaunt, wie gekonnt er über solche ein unappetitliches Thema in einer guten Mischung von Einfühlung und Distanz schreiben kann. Sogar Humor ist ausreichend drin. Ein Naturtalent, dachte ich. So war ich dann etwas enttäuscht, als ich begann, das Buch zu lesen. Die älteren Texte haben zwar das gleich Sujet, auch die Akteure kannte ich teilweise schon, doch statt darzustellen wird da allzu häufig erläutert und manchmal auch moralisiert. Das ändert sich schrittweise. Am Ende des Bandes kommen dann noch drei der Stories um Stumpenhannes und Nudelkoch, die das heutige Können des Autors dokumentieren. Man kann das Buch also als einen Arbeitsbericht lesen. Uwe Stöß hat es nicht nur geschafft, aus den zwei Etagen unter der Hölle herauszukommen, sondern hat unter Mentorschaft Henner Kottes auch einen bemerkenswerten literarischen Reifeprozess durchlaufen. Da er zudem im Unterschied zu vielen ambitionierten Jungschreibern genug erlebt hat, das es zu erzählen gibt, lohnt die Lektüre auf jeden Fall. Nur auf die albernen Zeichnungen einer gewissen Dagmar Freifrau von Freyberg hätte der Verlag besser verzichten sollen.

Uwe Stöß
Zwei Etagen unter Hölle
Leipzig: FHL 2009
224 Seiten
ISBN 978-3-941369-03-0
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