Wenige Stunden bevor gegen 1.30 Uhr der Anruf von meiner Frau aus Nowosibirsk kam, dass sie gut gelandet ist, habe ich mir nach mehr als zwanzig Jahren noch mal Elem Klimows bitteren Film „Abschied von Matjora“ angesehen. Da geht es um die Räumung eines sibirischen Dorfes, das in den Fluten eines Stausees verschwinden wird. Eigentlich geht es aber um die Fragwürdigkeit des sogenannten Fortschritts. „Wir verwandeln Matjora in Elektrizität!“ ruft der versoffene Dorfnarr aus.
Zugleich lese ich mit fast gleichem zeitlichen Abstand nochmals „Die Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer und Adorno. Kein Zufall. Als ich im Oktober einen Vortrag über die „Stadt der Moderne“ an der Chemnitzer TU halten sollte, wollte ich mir in der Bibliothek Überblicksliteratur zum Moderne-Begriff holen und staunte, dass es da nichts gibt. Wo Moderne oder auch Postmoderne betrachtet werden, dann immer aus einem ganz spezifischen Blickwinkel heraus. Nun lese ich schon seit Monaten dutzende Werke, um mir meine eigene Moderne-Definition zu basteln. Demnächst mehr in diesem Filmtheater.






