Sommerminiatur Nr. 1

Dass ein nackter Mann aus dem See stieg, hatte kaum einer der ebenfalls gar nicht oder spärlich bekleideten Badegäste gemerkt. Erst als er laut ausrief „Ich bin Arzt, wie kann ich Ihnen helfen?“ wurden sie aufmerksam. Eine dicke Frau im lila Bikini ließ sich den Blutdruck messen. Niemand hatte gesehen, woher der nackte Arzt plötzlich die Ledertasche mit den Instrumenten genommen hatte. Ein zehnjähriger Junge fragte noch nach einem Pflaster für eine kleine Schnittwunde am Fuß, dann war der Bedarf an medizinischen Leistungen erschöpft. Der Arzt verabschiedete sich höflich und ging wieder in den See. Wohin die Ledertasche verwunden war, blieb unklar. Bald war nun noch der Kopf des schwimmenden Mannes zu sehen, schließlich konnte man auch diesen nicht mehr erkennen.

Kurz darauf begab sich eine blutjunge, gertenschlanke Spanierin, deren entblößter Körper schon viele Blicke auf sich gezogen hatte, ins Wasser, welches trotz der angenehmen Lufttemperatur noch maienkühl war. Obwohl ihre Nippel beängstigend weit hervortraten, warf sie sich mutig in die kräuselnden Wellen. Der Schmerz des Herzinfarkts ließ nur einen kurzen Aufschrei zu, dann herrschte Stille. Drei Männer stürzten hilfreich herbei, versuchten Herzdruckmassage und Beatmung an verschiedenen Körperstellen. Doch ihre mangelnden anatomischen Kenntnisse machten die Bemühungen zwecklos. Schade, dass gerade kein Arzt da war.

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