Zitat der Woche

„Diese Revolution ist ein einmaliges Ereignis wunderbiblischen Ausmaßes.“ sagte Pfarrer Christian Führer laut MDR über die Wende 1989. Die Bibel ist bekanntlich voll von Wundern, welche es so an sich haben, nicht nachweisbar zu sein. Im Unterschied zu den Ereignissen von 1989. Und einmalig? Vielleicht sollte Herr Führer mal das Werk eines anderen (zeitweiligen) Leipzigers lesen, Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“. Dann würde ihm vielleicht klar, dass es nichts mit Wundern zu tun hat, wenn Menschen immer wieder dafür kämpfen, es möge eine bessere Gesellschaft geben. Auch in Zukunft, hoffentlich.

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Die blanke Messe

Das war´s dann schon wieder. Vier Tage vollsaugen mit Eindrücken, Texten, Bildern. Beim Durchblättern der vielen schönen Printprodukte kommt wie immer die Lust auf, sooo vieles selbst machen zu wollen. Und dann wird doch wieder nicht viel. Und beim Hören der Lesungen fällt mir ein, dass ich selbst wieder mal was schreiben müsste. Aber immerhin war ich ja diesmal mit einer eigenen Neuerscheinung vertreten.

Freitag waren wir abend noch im Puschkin. Dort las der Rumäne Dan Lungu aus „Die rote Babuschka“. Für meinen Geschmack etwas zu volkstümlich. Doch die Gaststätte war total überfüllt, trotz der zig gleichzeitigen Veranstaltungen. Sogar die Lesung des Chemnitzer Verlagskonglomerats im Gemeindesaal Wiederitzsch soll voll gewesen sein, hat mir Claudia Stein vom Claus-Verlag am Sonnabend erzählt. Zwar mag Leipzig nicht mehr die Verlagsstadt sein wie früher, eine Literaturstadt ist es aber zu hundert Prozent.

Nun ist schon wieder mal Schluss, ein volles Jahr Warten auf die nächste Buchmesse. Zum Glück gibt es ja hier auch zwischendurch jede Menge Literatur. Und vielleicht schreib ich auch tatsächlich bald mal was Neues.

Leseratten.

Leseratten.

T.C. Boyle im Interview.

T.C. Boyle im Interview.

Bas Böttcher vor begeistertem Publikum.

Bas Böttcher vor begeistertem Publikum.

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Schöner Stress

Könnte man die Buchmesse samt „Leipzig liest“ nicht über zwei Wochen strecken? Okay, für die Aussteller wäre es noch mehr Anstrenhgung. Aber als Konsument ist man eben auch in der Zwickmühle, sich bei dem Überangebot beschränken zu müssen und dabei trotzdem noch an die physischen Grenzen zu stoßen. Nach zwei vollen Besichtigungstagen und der Langen Lesenacht in der MB  reicht es heute abend „nur“ zum Besuch einer Einzellesung. Krautgarden in der Spinnerei, so wie eigentlich geplant, muss verschoben werden.

Bei der Lesenacht haben wir auch lediglich zwölf Autoren zuhören können. Gegen Mitternacht fielen dann schon die Augen zu, was nicht an den Texten lag. Verlegerin Daniela Seel von kookbooks ging es wohl ähnlich, auch sie schlummerte ein bißchen, als Monika Rinck las. Aber deren Gedichte muss sie ja fast auswendig kennen. Am besten haben uns im Endeffekt Bov Bjerg und Katharina Bendixen mit ihren neuen Büchern gefallen.

Morgen geht es weiter …

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Ein Spätling

Nicht ganz pünktlich zur Messeeröffmnung, aber immerhin noch am ersten Tag ist er aus der Druckerei eingetroffen: mein Architekturführer Chemnitz, erschienen im Passageverlag. Lange genug hat es gedauert. In Chemnitz ist das immer ein Wettlauf mit der Abrissbirne. Ein Objekt musste ich tatsächlich noch unmittelbar vor der Fertigstellung gegen ein anderes austauschen, weil die GGG da unterdessen die Bagger geschickt hatte. Doch nun ist das Buch erst mal da. Mal sehen, was in der Zweitauflage zu ändern sein wird.

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KLP 6

Gerade noch so vor der Buchmesse, wo ich mehr Literatur anhören als selbst lesen möchte, habe ich den zweiten großen Abschnitt von Pynchons „Gegen den Tag“ geschafft. Jetzt ist erst einmal eine Pause notwendig. Weiterlesen

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Rentable Umwege

Auch so eine schönes neues Modewort: Umwegrentabilität. Will meinen: Ich fahre nach Chemnitz, um mir das Frühlingsfest der Volksmusik in der Stadthalle anzusehen, kaufe mir zuvor aber noch einen Döner mit viel Knobisoße, damit auch die um mich herum sitzenden Rentner was davon haben. So profitieren viele von einem Kulturgenuss.

Gestern nun waren wir wegen bestimmter Membranen (erkläre ich vielleicht später mal) in Dessau. In der Bauhausstraße hat auch jemand die Umwegrentabilität begriffen. „Bastelbär“ steht an dem Haus wenige Schritte vor dem Gropius-Bau. Wenn sich der Kulturtourist also zuerst in der legendären Institution über den Grundkurs von Josef Albers informiert hat, geht er vor der Rückreise ganz inspiriert zum Bastelbär (Ich dachte bisher, die feinmotorischen Qualitäten von Bären seien eher bescheiden) und kauft noch eine Tüte Moosgummi, Glasperlen und Bastschnüre, um dann zu Hause selbst richtig loslegen zu können. So haben alle was davon.

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Vorläufige Antworten

Das Schielen auf die Benutzerstatistik des Blogs ist die eine Sache. Resonanzen, die von einer richtigen Beschäftigung mit einzelnen Beiträgen zeugen, sind aber erst die Bestätigung, dass man nicht nur ins digitale Nirvana hinein produziert. Besonders intensiv hat Tobias Prüwer, Redakteur des Leipzig Almanachs, meine Thesen zur lokalen Kulturpolitik gelesen. Dabei sind ihm einige Fragen aufgekommen. Diese und meine Antworten sind nun in eben jenem Leipziger Internet-Kulturtagebuch nachlesbar.

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Es geht noch feuchter

Pünktlich zur Buchmesse hat Charlotte Roche den Nachfolgeband ihres vorjährigen Riesenerfolges herausgebracht. Überraschend ist allerdings der sagenhaft günstige Preis. Und die Platzierung neben Büchern, die wohl nie mehr in die Bestenlisten kommen. (Gesehen in der Bahnhofsbuchhandlung Chemnitz)

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Fehlende Krankheitsbezeichnung

Da ich weder Latein noch Altgriechisch je erlernt habe, nach herkömmlichen Maßstäben also keine humanistische Bildung besitze (aber Mähdrescher fahren kann!), weiß ich nicht, wie man denn die Krankheit nennt, unter der ich schon ewig leide. Ich bin nämlich total unfähig, nur ein Buch bis zum Ende zu lesen, ohne gleichzeitig in anderen zu schmökern. Weiterlesen

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Vorn ist das Licht

In der Imbiss-Sitzecke einer Bäckerei in der Dresdner Neustadt steht ein Ständer für Werbepostkarten, auch Display genannt, auf dem Fensterbrett. An seinem unteren Ende klebt ein handgeschriebenes Schild „Tchiboartikel bitte vorn bezahlen!“ Daneben ein fetter, mit Edding gemalter Pfeil, der in die leere Raumecke zeigt.

Man muss wohl nicht alles im Leben verstehen. Warum z.B. die Bundeswehr unser Land am Hindukusch verteidigen muss, warum jedes Bundesland andere Lehrpläne hat, warum man Tchiboartikel vorn bezahlen soll. Wo ist vorn? Vorn ist das Licht, sangen die Puhdys vor fast vierzig Jahren. Ex oriente lux, sagte die Ost-CDU. Also ist das lichtreiche Vorn im Osten. Insofern stimmt die Richtung des selbstgemalten schwarzen Pfeils. Er zeigt die Bautzner Straße entlang aufwärts. Da biegt dann die Alaunstraße ab, wo auch die Scheune ist. Kann ich dort meine Tchiboartikel endlich bezahlen?

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