Abgrundlos

Manchmal komme ich mit der deutschen Sprache nicht klar (recht häufig). So fand ich an einem Brandenburger See dieses unten abgebildete Warnschild. Nach 50 Metern Wasserwandern (senkrecht zur Uferlinie) geht dort die Brühe immer noch nur bis zum Oberschenkel. Nicht tief also. Untief. Will mich das Schild vor dieser Flachheit warnen?

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Da wie hier

Es kommt ausgesprochen selten vor, dass ich die Berliner Zeitung lese. Beim gerade zuende gegangenen Kurzurlaub in Brandeburg habe ich mir aber am 7. August ein Exemplar des Blattes gekauft. Im schön altertümlich als Feuilleton bezeichneten Kulturteil fiel mir dann ein Artikel über den Kulturetat der Bundeshauptstadt auf. Sehr überraschend ist, dass dieser trotz der anhaltenden Pleite der Stadt und der hinzu kommenden Weltwirtschaftskrise im kommenden Jahr um ganze 16 Millionen Euro auf insgesamt 390 Millionen angehoben werden soll. Doch nicht etwa ausgeglichen verteilt für diverse Sparten und Abteilungen. Vor allem die drei Opern und die großen Theater bekommen mehr. Die Kommentatorin Birgit Walter kommt deshalb zur Einschätzung: Das ist alles in Ordnung, keinem wird der Aufwuchs missgönnt. Allein verglichen mit der Förderung, die in die kreative freie Szene geht, ist dieser Haushaltsansatz rabiat, roh und ideenlos. Er gibt der einen Hälfte des künstlerischen Personals der Hauptstadt, die schon ordentlich abgesichert ist, und ignoriert die andere Hälfte, die ein Gedeihen der Hochkultur erst ermöglicht und für die sie weltberühmt ist.

Die Mittel für die „Freien“ sollen nämlich trotz des beachtlichen Gesamtzuwachses des Budgets um 1,3 Millionen Euro gekürzt werden!

In Leipzig bekennen sich zwar alle offiziell Verantwortlichen zur Anhebung des Etats der Freien Szene auf 5 Prozent des Kulturhaushaltes bis 2013, doch so eine innige Liebe zu den nicht in einem kommunalen Angestelltenverhältnis stehenden Kreativen ist auch hier nicht unbedingt zu erkennen.

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Wieder da

Urlaub in Sachsen-Anhalt – das klingt nicht sonderlich spektakulär. Ist es auch nicht. Schön war es trotzdem. Auch wenn mich der an den Autobahnen aufgestellte Slogan „Land der Frühaufsteher“ von einem längeren Aufenthalt dort abhalten würde, war die vergangene Woche doch erholsam. Wir haben den zweithöchsten Berg der DDR erklommen, auf den normale DDR-Bürger nicht rauf durften. Voller Ehrfurcht haben wir an den Wirkungsstätten des ersten deutschen Königs und des ersten deutschen Kaisers geweilt, haben eine kräftige Dosis Romanik (ohne t !) zu uns genommen, auch bisschen Gotik, haben ganz lokalverbunden Halberstädter Würstchen verspeist und dazu Hasseröder Bier getrunken, haben Orte mit so anheimelnden Namen wie Darlingerode und Benzingerode kennengelernt und letztlich sogar Milch von der Jungfrau Maria sehen dürfen.

Nach vier Tagen sind wir dann weitergereist, nach Brandenburg, Land und Stadt. Da habe ich gemerkt, dass ich entgegen vorheriger Annahmen doch in der Lage bin, einen ganzen Tag einfach so am Strand rumzuhängen und dabei nur gelegentlich einige Seiten in einem Buch umzublättern. Allerdings hat sich auch ein Klischee bestätigt. Das nämlich, dass die nordostdeutsche Tiefebene dicht von Nazis besetzt sei. Kaum hatten wir das Zelt aufgebaut, hielt daneben das Auto (japanische Marke) eines Dauercampers. Der Sohn steigt aus – im Thor Steinar-Hemd. Der Vater steigt aus – in gleiche Marke gewandet. Abends dann versammelten sich einige Jugendliche auf der anderen Seite von uns, äußerlich vom Typ netter Junge/nettes Mädchen von nebenan, keinesfalls Glatzen oder so. Die Musik, die sie bis nach Mitternacht hörten, war aber ausschließlich deutschsprachig, ausgewählte Passagen wurden mitgegrölt. Nettes Ambiente.

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Etwas abwesend

So, für gut eine Woche wird es in diesem Blog wohl keine neuen Einträge geben. Es sei denn, ich hätte einen unwiderstehlichen Mitteilungsdrang und würde zudem auch noch ein Internetcafe finden. Wir machen nämlich einen Kurzurlaub. Auf den Spuren von Heinrich Heine und Thomas Rosenlöcher geht es zunächst in den Harz. Und dann, mal sehen …

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Literaturfest an der Galopprennbahn

Die Livelyrix-Website scheint jemand gehackt zu haben. Genau da sollte aber schon lange das Programm der Literaturveranstaltungen im Sommertheater an der Galopprennbahn Scheibenholz drinstehen. Ersatzweise hier also einige Informationen. Am kommenden Sonntag (2. August) ist ab 19 Uhr die Lesebühne Berliner Wald mit Felix Römer, Wolf Hogekamp, Frank Klötgen und Gauner zu erleben. Vom 14. bis 16. August folgt das das Livelyrix-Literaturfest mit diesem Plan:

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Vielfalt macht glücklich

Analog zur Wirtschaftlslage steht die diesjährige Global Space Odyssey unter dem Motto „Geld oder Leben“. Dass es Organisatoren und Mitmachern in erster Linie um die Lust am Leben geht, ist nicht zu übersehen. Doch auch Subkultur kommt nicht ganz ohne Geld aus. Und so richtet sich die GSO gegen Staatshilfen für raffgierige Banken ebenso wie gegen einseitige kulturpolitische Prämissen: Weiterlesen

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Oberlausitz rules!

Vor einem Jahr war er nahe dran, gestern hat er es geschafft: Udo Tiffert aus Neusorge ist Champion des Grand Slam of Saxony. Glückwunsch! Das Wetter blieb in Dresden zum Glück trocken, so dass sich eine größere Menge Publikum in der Jungen Garde einfand (600 ?). Ging es in den hochkarätig besetzten Vorrunden noch denkbar knapp zu, siegte Udo mit einem wissenschaftlichen Beitrag über einen weitgehend unbekannten Philosophen im Fanale ganz klar. Weitere Finalisten waren Jana Klar aus Leipzig und das Team Totale Zerstörung von ebenda (Julius Fischer und Andre Hermann). Und noch Bleu Broode, der als Erfurter als einziger Auswärtiger die ansonsten rein sächsich besetzte Endrunde bereicherte.

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Alles andere als fröhlich

Nicht jede durch die Medien verbreitete Todesnachricht berührt mich wirklich. So hat mich beispielsweise die Meldung, Michael Jackson sei gestorben, im Unterschied zur gefühlten Mehrheit der Weltbevölkerung ziemlich kühl gelassen. Als ich aber heute früh die LVZ aus dem Briefkasten holte und schon auf der Titelseite erfuhr, dass Paul Fröhlich bei einem Verkehrsunfall umgekommen ist, war ich wirklich schockiert. Es ist kaum drei Wochen her, als wir ihn als Moderator beim Badewannenrennen am Völki erlebt haben und wenig zuvor beim Seifenkistenrennen am Fockeberg. Sicherlich wird irgendwer diesen Job übernehmen, aber das ist dann nicht mehr dasselbe. Für Leipzig ist das ein größerer Verlust als M. Jackson für die Weltkultur.

Paul Fröhlich beim Badewannenrennen 2009.

Paul Fröhlich beim Badewannenrennen 2009.

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Hoch auf der Stiege

Im durchweg lesens- und sehenswerten, 250 Seiten dicken Begleitbuch der Münchner Opernfestspiele 2009 findet sich gleich zu Beginn ein Aufsatz von Jan Tabor mit dem wundervollen Titel traktat als symposionistisches manifest über die andauernden gesellschaftlichen dissonanzen in musiktheatern und anderen geschlossenen anstalten des gutbürgerlichen an- und stillstandes, wie etwa festspiele, festwochen, festivals und desgleichen sowie über das kontrarevolutionäre syndrom der garnierschen prachtstiege, das diese anstalten lähmt. Der Text bringt mich auf der anhaltenden Suche nach der Fata Morgana namens Hochkultur ein gutes Stück weiter. Weiterlesen

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Müde Helden

Eigentlich bemühe ich mich stets um einen Ausbau dieser Seite, Streichungen tun eher weh. Doch nun ist es so weit. Der Link zu Heldenstadt Leipzig verschwindet aus der Blogrolle. Auf der eigentlichen Seite dieses Namens ist schon seit einem halben Jahr nichts mehr passiert. Und auch das mit „Wir schießen jetzt auch aus der Hüfte“ beworbene Heldenstadt Tumble hatte den letzten der ohnehin nicht sehr häufigen Einträge vor einem Monat. Auch Hüftschüsse können Ladehemmungen haben. Dabei wird für die Seite ein ganzes Team an Redakteuren angegeben. Aber die Helden des Herbstes 89 sind ja auch bald versandet, versackt, gestrandet. Die Revolution verdaut ihre Kinder.

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