Vielfalt macht glücklich

Analog zur Wirtschaftlslage steht die diesjährige Global Space Odyssey unter dem Motto „Geld oder Leben“. Dass es Organisatoren und Mitmachern in erster Linie um die Lust am Leben geht, ist nicht zu übersehen. Doch auch Subkultur kommt nicht ganz ohne Geld aus. Und so richtet sich die GSO gegen Staatshilfen für raffgierige Banken ebenso wie gegen einseitige kulturpolitische Prämissen: Wenn wir dieses Jahr in die Innenstadt gehen, geht es auch wieder gegen die staatlichen Angriffe auf individuelle und soziale Freiräume sowie gegen eine Lokalpolitik, die insbesondere in der Kulturförderung den Wohlhabenden kulturelle Vollverpflegung garantiert, während sie unabhängige Projekte am Hungertuch nagen lässt und unsere kulturellen Bedürfnisse oftmals gar kriminalisiert. Passend dazu wurden von der Stadtverwaltung die vorgesehenen Aftershow-Parties nicht genehmigt.

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2 Antworten auf Vielfalt macht glücklich

  1. Stefan sagt:

    Hier mal ein Artikel der sich kritisch mit dem Agieren der „Freien Szene“, insbesondere deren Sticheleien gegen das muskikalische Programm des Centraltheaters, auseinandersetzt:

    „Willkommen im Osten“

    http://www.conne-island.de/nf/167/3.html

  2. admin sagt:

    Vielen Dank für den Link. Ich muss zugeben, nicht tief genug in den betreffenden Kontroversen der Macher in Leipzig drin zu stecken, sondern überwiegend nur aus Konsumentensicht urteilen zu können. Dass Hartmanns neue Theaterstrategie inklusive des Konzertprogramms eine wirkliche Bedrohung für die Freie Szene darstellt, kann ich auch nicht so sehen. Die zu diesem Thema organisierte Gesprächsrunde zeigte dann ja auch, dass es keine allzu tiefen Gräben gibt. Sicherlich steckt in den Auseinandersetzungen viel Ritual drin. Fakt ist aber trotzdem, dass eben die Freie Szene nicht frei von finanziellen Zwängen ist. Insofern ist sie tatsächlich nicht frei. Ohne Förderung würde es eine starke Einschränkung des Angebotes geben und wieder einmal eine Kultur für die sozial Etablierten (die keinesfalls nur in die Oper gehen, sondern auch in Clubs). Um eine Sicherung und Ausweitung der Fördermittel zu kämpfen, halte ich deshalb für völlig legitim und auch nötig. Dafür ist aber Zusammenhalt nötig, da die entsprechende Lobby per se nicht sehr stark aufgestellt ist.
    Statt beim Theater würde ich aber lieber beim Komplex Opernhaus/Muko prüfen wollen, wo Einsparungen zugunsten anderer Bereiche machbar sind, ohne an Qualität zu verlieren. Mehr als 40 Millionen Fördermittel fließen in diesen Haushaltsposten. Wieso jede Opernkarte mit 220 Euro bezuschusst wird, ist schwer erklärbar. Das ist mehr als doppelt soviel als bei den Opernhäusern in Dresden und Chemnitz. Die Semperoper profitiert natürlich vom Tourismsus, von Chemnitz kann man das nicht behaupten. Schon im 2007 erstellten Gutachten der Theater und Orchester in Sachsen (http://www.smwk.sachsen.de/download/Gutachten_TuO.pdf) wird angeregt, die Leipziger Oper als das zu sehen, was sie ist – eine Institution von regionalem Profil, nicht internationalem. Über die dort vorgeschlagenen Kooperationen mit anderen Häusern wird in der Praxis aber gar nicht diskutiert. Die Oper scheint eine unantastbare Bastion zu sein. Natürlich braucht eine Halbmillionenstadt eine Oper, auch die dort Tätigen sollen ordentlich bezahlt werden. Aber fast die Hälfte aller Kulturausgaben nur dahin zu stecken, scheint mir falsch proportioniert. Das Musikprogramm des Centraltheaters ist dagegen wirklich kein Problem, weswegen man sich zerfleischen sollte. Was mir aber am verlinkten Artikel nicht gerade gefällt ist die Überschrift. Ist das denn wirklich ein Phänomen des Ostens? Die gleichen Kämpfe werden doch auch in allen westdeutschen Städten ausgetragen. Überhaupt ist der Begriff Soziokultur ein Importartikel. Als 1990 die angereisten Experten erklärten, man müsse die Kultur allen zugänglich machen, gab es nur erstauntes Schulterzucken, weil das doch Realität war (bei allen Einschränkungen der Meinungs- und Informationsfreiheit). Heute sind wir trotz der lieb gewonnenen Freiheiten von diesem sozial befreiten Zugang zur Kultur viel weiter entfernt als damals.

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