Nebenwirkungen

Nach vier Stunden Ausstellungs- und Atelierbesichtigungen in der Spinnerei (die Seifenkisten mussten mal ohne mich fahren) fragte ich mich, wie man erkennen kann, wenn man eine Überdosis Kunst zu sich nimmt. Das wurde dann aber ziemlich schnell klar: Man sucht an irgendwelchen alten Elektroinstallationen nach dem Schildchen mit Titel und Künstlername und wundert sich, wenn hyperrealistische Skulpturen plötzlich weglaufen, weil es auch nur Besucher sind.

Kunst

Kunst

Keine Kunst

Keine Kunst

Antikunst

Antikunst

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Differenzierte Übersetzungen eines Beatles-Songs

Der Chefredakteur der Freien Presse als Veranstalter war selbst etwas überrascht, dass der Saal im Chemnitzer Industriemuseum gut gefüllt war, etwa 300 Leute waren zur Dikussion über „Chemnitzer Perspektiven“ gekommen. Wer vorab meinte, Klaus-Gregor Eichhorn, der schon zuvor einen Essay zum Thema veröffentlicht hatte, sei als Quotenrebell ins Posium geladen wurden, irrte. Der Rebellenrolle wurde er gerecht, doch auch andere Diskutanten gaben der Oberbürgermeisterin heftig Paroli, die da meinte, ihre Stadt sei auf dem besten Wege, wieder zu der Industriestadt zu werden, die sie einst war. Sogar Micaela Schönherr, Geschäftsführerin eines großen Maschinenbauunternehmens meinte, dass sich eine Stadt Sachen leisten muss, die kurzfristig scheinbar ineffektiv sind, aber strategisch notwendig. Dazu gehört eben das Experimentelle Karree, das die GGG mit Duldung von Verwaltung und Stadtratsfraktionen platt macht. Und Christian von Borczyskowski, früherer Rektor der TU empfahl schließlich sogar illegale Hausbesetzungen, wenn nichts anderes mehr hilft.

Eigentlich müssten bei Barbara Ludwig die Alarmglocken anschlagen, wenn dann in der offenen Diskussion einer der wenigen jüngeren Künstler von Chemnitz, Erik Neukirchner, sagte, dass die Hoffnung, die Intellektuelle bei ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin hatten, lange verflogen sind und er überlegt, nun auch wegzuziehen. Aber sie verteidigt weiter den Kurs, dass es vor allem auf wirtschaftliche Prosperität und neue Bauten in der City ankäme. Unzufriedene Nonkonformisten kann man da als Kollateralschaden betrachten.

Eichhorn brachte es auf den Punkt, dass ein Haupthindernis der fehlenden Atmosphäre von Chemnitz der übermächtige Kontrollzwang sei, nichts dürfe von unten wachsen. Er meinte, dass der Beatles-Song Let it be mit Lass es geschehen zu übersetzen sei. Und davor habe man hier Angst. Viele Beobachter der kommunalen Politik kommen deshalb eher zu der Interpretation Lass es sein.

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Doch noch da

Ich dachte bereits, die Berliner Literaturzeitung lauter niemand wäre so wie vieles den Bach runtergegangen, da es weit mehr als ein Jahr her ist, als ich das letzte Exemplar in den Händen hielt. Doch nun habe ich doch die neueste Ausgabe gefunden. Zwar ist sie auch schon auf den 15. März datiert, aber bei Literaturjournalen macht das ja nichts. Eigentlich gibt es ja genügend solcher Postillen, doch lauter niemand finde ich nicht nur wegen des Zeitungsformates irgendwie besonders. Wichtigste Neuerung des aktuellen Heftes: Statt wie bisher die gefalteten Blätter nur ineinander zu legen, leistet man sich nun trotz der Finanzkrise richtige Heftklammern!

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Kunst des Gelddruckens

Angesichts drohender Einschnitte bei der kommunalen Kulturförderung haben die Chemnitzer Politiker eine neue Melkkuh ausgemacht. Nach einem Kolloquium vor zwei Wochen schwärmen alle, die Linkspartei voran, von einer neu zu schaffenden Kulturabgabe. Weimar macht es vor – dort wird seit einigen Jahren für jedes vermietete Hotelzimmer 1 Euro pro Nacht erhoben und auch Eintrittskarten für Kulturereignisse sind mit der Sonderabgabe belegt. Paar Haken hat sie Sache aber. In Weimar ist die Zahl der Übernachtungen pro Einwohner außergewöhnlich hoch, das Modell funktioniert also nicht überall gleich gut. Zudem fließt die Steuer in den allgemeinen Haushalt, muss darum nicht unbedingt zur Kulturförderung verwendet werden. Und schließlich würde dann die ganze Fürsorge der Lokalpolitiker denjenigen Einrichtungen gelten, die überregional Gäste anziehen, während die anderen, die gar nicht solch ein Selbstverständnis haben, als nutzlos gelten können.

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Riesenkummer

Prinzipiell freue ich mich fast immer, wenn ich ein Buch geschenkt bekomme. Diesmal aber ganz besonders. Nicht nur weil es eigentlich zwei Bücher sind, im Pappschuber edel zusammengefasst. Darauf das Schildchen mit dem unbescheidenen Titel Atlas der Kunst. Und der Künstlername Jan Kummer. Es handelt sich nämlich um einen Doppelkatalog des bedeutendsten mitteleuropäischen Künstlers der Gegenwart. Vergesst Neo Rauch! Weiterlesen

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Frühling ist

Sahnequark mit frischem Bärlauch aus der Elsteraue///ein aschebedeckter Himmel, um einen unbeliebten Präsidenten trauernd///Mehrfrucht Direktsaft Pure Fruit jetzt für 1,29 Euro bei Aldi///kein blaues Radio mehr durch den blauen Äther///der Dax bei 6177 Punkten (das Ende des Kapitalismus wurde noch mal abgesagt)///Abschaltung der Rauchmelder im Bilderbunker///Überlegungen, ob der iPad das Geld wert ist///und so ein nettes Gefühl in der Lendengegend

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Almanach wie vor

Das digitale Leipzig-Almanach hat sich erneuert. Diese Online-Zeitschrift fiel auch bisher schon zwar nicht durch flächendeckende, dafür aber sehr fundierte Berichte über Ereignisse des Leipziger (und anderweitigen) Kulturlebens auf. Nun gibt es sogar Bebilderung, was den Gebrauchswert zweifellos noch etwas erhöht.

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Er kann auch anders

Dass Autoren der Spokenwordszene sich an größere Formate wagen als die üblichen Fünfminuten-Tracks, ist schon keine Ausnahme mehr. Jochen Schmidts sechshundertseitiges Monumentalwerk Schmidt liest Proust ist da nur ein besonders auffälliges Beispiel. Frank Klötgen, Mitglied von Berliner Wald und Sänger von Marilyn´s Army, hat nun mit Der Fall Schelling einen „richtigen“ Roman veröffentlicht, nachdem schon 2004 sein interaktiver Krimi Spätwinterhitze auf CD erschien. Weiterlesen

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Mahlzeit!

Ein neu eröffnetes Restaurant am Bayrischen Platz hat eine spezielle Frühstückskarte, wo die Menüs nach Städten benannt sind. Lassen sich aus der Zusammenstellung der Speisen Rückschlüsse auf das Image der jeweiligen Städte ziehen?

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Anwachsender Jackpot

Aufgrund einer ausschließlich in diesem Blog erschienenen Kritik eines Buches die folgende Ausgabe gleich als Rezensionsangebot angeboten zu bekommen, passiert mir zum ersten Mal. So geschah es aber mit dem neuen Jahrbuch des Deutschen Literaturinstituts Leipzig, also der Tippgemeinschaft 2010. Doch neben der Kostenersparnis bringt dieses Entgegenkommen auch Konflikte mit sich: Darf man dem geschenkten Gaul gründlich in den Rachen schauen? Weiterlesen

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