Zitat des Tages

„Die leipziger Frauen sind fast alle reizend und lieblich. Sie besitzen eine hingebende Grazie und eine schnippische Naivetät, welche ihnen wundervoll steht. Ich fand einen solchen Reichthum derselben, dass ich mich vor Staunen gar nicht satt sehen könnte an den hohen süssen Frauenbildern.“

Eduard Boas in seinen Reiseblüten aus der Oberwelt (Grimma 1834, Bd. 2)

Veröffentlicht unter leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Tage und Jahre

Gerade habe ich in den Abendnachrichten gesehen, dass es im Gaza-Streifen unterdessen mehr als 400 Tote bei den Luftangriffen gibt und die Hamas einen Tag des Zorns verkündet hat. Danach habe ich im Internet herausgefunden, dass das gerade begonnene neue Jahr von der UNO zum Jahr der Versöhnung erklärt wurde. Die Weltorganisation war mit ihren Jahresdeklarationen schon häufig ganz nah am Zeitgeist dran. Außerdem ist es aber auch noch das Jahr der Naturfasern. Das wird die Hanfanbauer freuen. Vielleicht versöhnen sich die Drogenfahnder mit ihnen. Einkaufsbeutel aus Cannabis-Stängeln sind ja dank UNO voll im Trend, und die Samen wird man deswegen doch nicht gleich wegwerfen.

Veröffentlicht unter politik | Hinterlasse einen Kommentar

Ohgottogott

Ziemlich dankbar bin ich Micha Bittner von Sax Royal für den Hinweis auf das Blog kreuz.net – katholische nachrichten. Die Kleinschreibung wie auch die Nutzung des Internets täuschen nicht darüber hinweg, dass hier tiefstes Mittelalter herrscht. Wer wirklich wissen will, was Fundamentalismus ist, sollte nicht bei irgend welchen Al-Kaida-Seiten reinschaun, sondern hier. Da wird darüber diskutiert, ob „perverse Schwule“ früher christlichen Verbrennungen zum Opfer fielen oder leider doch nicht. Und das Recht auf legale Abtreibung wird gern mal mit dem Holocaust verglichen. Solch ein zutiefst gruseliges Gefühl hatte ich zuletzt nur, als ich mich mal auf eine Seite des „Freien Netzes“ verirrt hatte und danach sofort den Virenscanner über alle Festplatten krauchen ließ. Was die Superkatholen allerdings von den Nazis im engeren Sinne unterscheidet ist die Neigung zum Rührseligen. Da kann man allerliebste Schilderungen aus der Kindheit unseres Papstes (völlig ungetrübt vom zufällig damals gerade herrschenden Dritten Reich) genießen. Außerdem gibt es ausführliche Dispute über essentielle Fragen, die wohl sogar den Edel-Faschos der „Blauen Narzisse“ zu intellektuell wären, beispielsweise ob die Erwähnung von Engeln in den Evangelien Beweise für ihre Echtheit sein können.

Schließlich bin ich bei der Lektüre von kreuz.net an einen guten Bekannten erinnert worden – Kardinal Meißner, der gerade ein rundes Jubiläum feiern konnte. Aus diesem Anlass verweise ich gern auf einen Text, den ich ihm zu Ehren verfasst habe, und der hier angehört werden kann.

Veröffentlicht unter kulturpolitik, politik | Hinterlasse einen Kommentar

Ab und zu Weihnachten

Es ist ja gerade die Zeit, in welcher die Formulierung „an Weihnachten“ Hochkonjunktur hat. Da ist Tom Cruise wohl nur ein kleines Licht und ohnenhin Amerikaner, doch sogar in dem von mir eigentlich hoch geschätzten „Freitag“ kommt das nun schon vor. Nun ist die Kanonisierung der Unsitte durch den Duden so wie beim Deppen-Apostroph wohl nicht mehr aufzuhalten. Aus diesem Grunde schreibe ich meinen Vornamen gelegentlich auch Jen´s, um auf der Höhe der Zeit zu sein.

Doch statt immer nur hinterher zu rennen, will ich mich nun mal innovativ in´s Sprachgeschehen einbringen. Formeln wie „an Weihnachten“ oder „in 2008“ sind unübersehbar überflüssige Lehnübersetzungen aus dem angloamerikanischen Sprachraum. Schaun wir doch mal, was sich da noch so aneignen ließe. „In the evening“ beispielsweise. Ein schöner Ausspruch zukünftigen Deutschquasselns könnte demnach so lauten: „Als ich gestertags in dem Abend mein Gebiss suchte, fand ich´s nicht. Doch in dem Morgen war´s wieder da.  Bei dem Weg: Ich habe gar kein Gebiss.“

Bitte massenhaft anwenden! Ich möchte endlich auch einmal Trendsetter sein, um nicht zu sagen Neuerer. Das klingt so ostalgisch.

Veröffentlicht unter ergüsse | Hinterlasse einen Kommentar

Die Wanne ist voll!

Anlässlich eines Bildes vom Völkerschlachtdenkmal auf der Titelseite der LVZ schreibt Herr Jürgen Haak aus Leipzig in einem Leserbrief: „Das Foto mit dem Völkerschlachtdenkmal und dem See der Tränen sollte doch endlich dazu führen, dass die unangebrachte Bezeichnung „Völki“ entfällt und an diesem historischen Orte mit ausschließlich sehr ernstem Hintergrund auch keine Badewannenrennen und ähnliche rein kommerzielle Spaß- und Ulk-Veranstaltungen mehr stattfinden.“  Recht hat Herr Haak, abgesehen davon … Weiterlesen

Veröffentlicht unter leipzig, politik | 1 Kommentar

Die gute Nachricht zuerst:

weihnachten faellt aus

Da es aber keine verlässlichen Quellen für die Vorhersage gibt, wünsche ich allen Besuchern dieser Seite vorsorglich trotzdem halbwegs erträgliche Feiertage.

Veröffentlicht unter neues | 2 Kommentare

Mitfahrgelegenheit

Wieder mal ein Buch zugeklappt nach Lektüre der letzten Seite. Diesmal war es „Taxi“ vom Karen Duve. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, nach der Beschäftigung mit Juli Zeh so etwas zu verkünden. Aber irgendwie ist es ganz erholsam, statt der hochgezüchteten Gelehrtheit solch einen relativ simplen, autobiografischen Bericht zu lesen. Keine große Literatur, aber auch nicht langweilig oder gar primitiv. Großstadtgeschichten zum zügigen Verdauen. Karen Duve war in den Achtzigern tatsächlich sechs Jahre Taxifahrerin in Hamburg. Ein Nebeneffekt ist, dass man bei der nächsten Taxibenutzung den Fahrer mit ganz anderen Augen ansehen wird.

Veröffentlicht unter literatur | Hinterlasse einen Kommentar

Street Fighting Town

Die Straßennamen lassen mich nicht los. Kaum habe ich meine Bestenliste für Leipzig aufgestellt und plane auch Exkursionen zu diesen bemerkenswerten Pfaden, da lese ich in der Zeitung, dass im südenglischen Dartford, der Heimat von Mick Jagger und Keith Richards, die Straßen eines Neubaugebiets nach Stones-Songs benannt werden sollen. „Wie die Zeitung Sun berichtet, soll es beispielsweise eine Satisfaction Street und einen Ruby Tuesday Drive geben. Denkbar wäre auch eine Sympathy Street nach „Sympathy For The Devil“.“ (LVZ vom 13. 12. 08) Es ist schon mutig von der Stadtverwaltung, eine Befriedigungsstraße zu schaffen. Und die Sympathy-Street wird sicherlich zur Kirche führen. Interessant wäre auch eine Sister Morphy Street. Das Obdachlosenasyl ist in der Gimme Shelter Avenue gut aufgehoben. Kommt man aber plötzlich in die Penny Lane, dann ist klar, dass man sich in der Stadt geirrt hat.

Veröffentlicht unter neues, noise + voice | 1 Kommentar

Where the streets have names

Straßennamen haben ja in der Literaturgeschichte eine enorme Bedeutung. Man denke nur an den Bitterfleder Weg oder die Chaussee der Enthusiasten. darum habe ich mal den Leipziger Stadtplan studiert. Eigentlich wollte ich eine Top 10-Liste aufstellen. Doch das Korsett des Dezimalsystems passte dann vorn und hinten nicht. Hier also meine Liste der bemerkenswertesten Straßennamen der Großkommune Leipzig ohne Zählung, dafür alphabetisch geordnet. Weiterlesen

Veröffentlicht unter leipzig, liste | Hinterlasse einen Kommentar

Geflügelkunde

Parallel zu drei anderen Büchern hab ich gerade „Adler und Engel“ von Juli Zeh gelesen. Das ist nicht ganz frisch, schon 2001 erschienen. Wäre es das erste Buch der Vorzeigeabsolventin des DLL, würde ich es vermutlich ganz toll finden. Doch die Reihenfolge ist mir durcheinander geraten. Zuerst „Alles auf dem Rasen“, dasnn „Spieltrieb“ und nun eben „Adler und Engel“. Und wenn man „Spieltrieb“ schon kennt, dann findet man im Debüt alles schon in Keimen vorhanden, was bei diesem späteren Werk (und den Rezensionen nach auch bei „Schilf“, dem jüngsten Epos) so stört: Die übertrieben verschraubte Konstruktion der Handlung und die bewusst geschliffene Sprache. Interessant mag ja die These sein, die Verträge zur EU-Osterweiterung seien von juristisch beschlagenen Mafia-Bossen zur Verbesserung des Drogen- und Waffennachschubs ausgearbeitet worden. Aber eben wohl doch nicht ganz realistisch. Und die bereits hier auftauchenden Metaphern für den Mond hat eben Arno Schmidt schon eine halbes Jahrhundert zuvor viel sprachgewaltiger hinbekommen.

Eines hab ich aber nicht begriffen: den Buchtitel. Auch nach dem zweiten Durchlesen der entsprechenden Passage im Buch, die das erläutern soll, hat es immer noch nicht Klick gemacht. Dafür muss man wohl entweder Jura oder Literatur studiert haben. Oder beides.

Veröffentlicht unter literatur | Hinterlasse einen Kommentar