Unternehmen Dialog – Teil 1

Mein Name sei Hoelz. Max Hoelz. Zumindest vorläufig. Unter meinem Klarnamen bin ich schon seit mehr als einem Jahr auf der Facebook-Seite von Legida gesperrt, da schon mein erster Kommentar dort nicht ins Konzept passte. Nun wird aber gerade Legida nicht müde, zum „demokratischen Dialog“ aufzurufen und sich zu beschweren, dass niemand mit ihnen reden möchte außer den eigenen Anhängern. Außerdem wurde ich auch an Stellen, wo ich es nicht erwartet hätte, dazu aufgerufen, das Gespräch zu suchen So schrieb auf einen meiner Beiträge in der Freitag-Community Johannes Gebhart: „Inhaltliche Diskussionen und faktenbasierte Korrekturen sind die einzigen Möglichkeiten der Bekehrung, nicht das Denunzieren.“

Probieren wir es. Max Hoelz goes Facebook. Als erstes reagiert er auf einen Kommentar des sich Peter Clever nennenden Users: „Für Linkes Gezeter hilft nur 9 mm“. Peter Clever geht in seinem FB-Profil sparsam mit Informationen um, den Angaben seiner gerade mal acht Freunde nach scheint er aber aus dem tiefen Westen zu stammen. Max Hoelz stellt ihm die sachliche Frage, ob dies ein Aufruf zum Mord sei. Keine Antwort. Im Unterschied zur Nachfrage ist der Kommentar immer noch nachlesbar. Was sagt Mark Zuckerberg dazu? Nichts. Er dreht Joggingrunden auf der Reichtstagswiese. Weiterlesen

Veröffentlicht unter politik | 1 Kommentar

Brief an die Staatsanwältin Dr. Meier

Sehr geehrte Frau Staatsanwältin Dr. Meier,

anbei schicke ich Ihnen einen Beleg zur Überweisung von 200 Euro an das Kinderhospiz Bärenherz um einer Anklage zu entgehen.

Ursprünglich habe ich beabsichtigt, nicht auf diese Forderung einzugehen, da ich damit die Beschuldigung eingestehen würde. Nach Rücksprache mit einem Rechtsanwalt und auch Gesprächen mit Freunden, die ähnliche Erfahrungen mit Polizisten gemacht haben, musste ich einsehen, dass ich in einem Prozess kaum Chancen auf Gerechtigkeit hätte. Weiterlesen

Veröffentlicht unter politik | 4 Kommentare

Statt eines weiteren Kommentars …

… ein weiterer Artikel. Und ein angehängter Widerruf. Volker Zschäckel hat zum Posting „Lüpertz und die Meinungsfreiheit“ einen Kommentar geschrieben, den ich auch freigeschaltet habe. Warum ich denn nur meine Mail an ihn veröffentlicht hätte, nicht aber seinen vollständigen Leserbrief an die LVZ, steht darin. Warum wohl? Weil er mir zuerst als private Mail zugeschickt wurde, nicht als Kommentar zum Posting. Kunstkritiker Jürgen Henne hat mal einen vollständigen privaten Mailwechsel zwischen mir und ihm ohne meine Zustimmung veröffentlicht. Solche Scheiße, die eigentlich strafbar ist, mache ich nicht.

Nun zum Inhalt. „Wenn Kunst privat finanziert wird, dann darf dem Autor nach alles im städtischen Raum aufgestellt werden – ein Glück, dass es vor vielen Jahren schlauere Leute gab, die den unsäglichen Entwurf der Frau Tucker-Frost nicht als Geschenk in Leipzig realisiert haben wollten. Da fehlte nämlich auch ein gewisses Können – für mich noch immer Voraussetzung für Kunst.“ ich bin auch froh, dass der Kitsch von Frau Tucker-Frost nicht aufgestellt wurde. Ebenso stimmte ich Volker Zschäckel zu, dass der in der LVZ protegierte Vorschlag einer Riesenkerze auf dem Augustusplatz einfach nur unsäglich ist. Weiterlesen

Veröffentlicht unter kunst, leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Antrag, einen Umsturz durchführen zu dürfen

Die Fieberkurve steigt. Immer unverhüllter fantasieren deutsche Rechte davon, die Macht zu übernehmen. Da Wahlergebnisse wie in Polen oder Ungarn oder auch nur die Prozentzahlen des Front National hierzulande mittelfristig nicht zu erwarten sind, spielt die Option demokratisch zustande gekommener Mehrheitsverhältnisse gar keine große Rolle.

Bürgerwehren, die angeblich für Ordnung sorgen sollen, und Anschläge auf Flüchtlingsheime, also organisierte Unordnung, sind zwei verschwisterte Phänomene. Bei Demos von Gidas und AfD wird vor einem Bürgerkrieg gewarnt, zugleich wird er herbeigeredet. Die Schwelle zur Gewaltanwendung soll permanent sinken. Das wird man ja wohl mal tun dürfen! Tatjana Festerlings Mistgabel-Rede beim Legida-Geburtstag in Leipzig ist nur ein Baustein im Mosaik für ein Szenarium des gewaltsamen Umsturzes.

Ein besonderes Dokument des Willens zur Macht stellt aber die Verfassungsbeschwerde dar, die Sezession-Herausgeber Götz Kubitschek auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Das Konsortium der Beschwerdeführer ist illuster. Neben Kubitschek gehören Compact-Chef und Querfront-Aktivist Jürgen Elsässer sowie Hans-Thomas Tillschneider, AfD-Landtagskandidat in Sachsen-Anhalt, dazu. Verfasst hat die Beschwerde Karl Albrecht Schachtschneider. Dass der Jurist mal bezahlter Professor für Staatsrecht an einer renommierten Universität des Landes war, muss bedenklich stimmen in Hinblick auf den Nachwuchs dieses Rechtssystems.

Verbunden ist die Klage mit dem Antrag, „den Bundeskanzler“ vom Amt zu suspendieren. Angela Merkel als Kanzlerin zu bezeichnen, ist für Schachtschneider wohl schon Gender-Wahn, passend zu Kubitscheks Formel von der „Entmännlichung“ des deutschen Volkes. Und Vizekanzler Gabriel soll auch gleich abgesetzt werden. Der Antrag ist reine Symbolik. Angenommen, das Verfassungsgericht würde dem zustimmen, könnten natürlich nicht automatisch Bachmann und Festerling als Ersatz in die Ämter nachrücken. Weiterlesen

Veröffentlicht unter politik | Hinterlasse einen Kommentar

Lüpertz und die Meinungsfreiheit

Die Überschrift ist ein SEO-Trick. Na und? Markus Lüpertz gefährdet nicht die Meinungsfreiheit, noch viel weniger wird er von ihr gefährdet. Doch auf meinen Blogbeitrag von vorletzter Woche, dem ein LVZ-Artikel in entpersonalisierter (wie es leider in dem Blatt Vorgabe ist) und etwas abgeschwächter Form folgte, gab es zu erwartende Reaktionen. In den direkten Kommentaren und Emails an mich durchweg zustimmend, in den von der LVZ veröffentlichten Leserbriefen durchweg ablehnend. Auf die geläufigen Klischees wie „Kunst kommt von Können“ oder „Ist das Kunst oder kann das weg“ muss man nicht weiter eingehen. Stammtisch eben.

Wichtiger sind die Äußerungen, wo es um Grundsätzliches geht, nämlich die Empfindungen der Mehrheit oder gar die Meinungsfreiheit. Weiterlesen

Veröffentlicht unter kunst, leipzig | 4 Kommentare

Ein Jahrzehnt

Vor zehn Jahren, am 1. Februar 2006, übergaben wir unsere Wohnung in der Haydnstraße im Chemnitzer Stadtteil Kappel, setzten uns an diesem eisigen Wintertag ins Auto und fuhren nach Leipzig. Angekommen. Nach 18 Jahren in Karl-Chemnitz-Stadt. Weiterlesen

Veröffentlicht unter alltag, chemnitz, leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Post von Frau Staatsanwältin

Briefe in Recyclingpapier-Umschlägen lege ich immer erst mal beiseite. Zu 90 Prozent sind es Rechnungen oder Mahnungen. Das hat Zeit. Aber auf diesen Brief mit dem Absender Staatsanwaltschaft Leipzig habe ich gewartet.

Für meine Facebook-Kontakte zur Erinnerung und alle nicht FB-affinen Seitenbesucher zur Aufklärung. Am 23. September nahm ich nach einer längeren, dem Zeitmangel geschuldeten Pause wieder einmal an den Protesten gegen Legida teil. An diesesem Tag zogen die Legionellen um einen Teil des Ringes zum Neuen Rathaus, einen Sarg vor sich hertragend, in dem sie symbolisch ihre Versammlungsfreiheit wähnten. Jeder der mehreren hundert zur Bewachung eingesetzten Polizisten hätte sich davon beleidigt fühlen müssen, wurde doch behauptet, er tue seine Arbeit nicht. Weiterlesen

Veröffentlicht unter leipzig, politik, sachsen | 1 Kommentar

Wir und die Aliens

Alienation klingt viel bedrohlicher als das entsprechende deutsche Wort Verfremdung. Zu verfremden ist ein Grundzug der Kunst. So liegt es nahe, die Interventionen von HGB-Studenten im Grassi Museum für Völkerkunde, Nummer 1 der Serie Grassi invites, den Titel „fremd“ bekommt. Doch die Leuchtschrift „Alienation“ am Eingang zur Ausstellung weist noch auf eine andere Ebene des Verfremdens hin, die nicht vordergründig ästhetischer Art ist.

Berechtigte Fragen von Vanessa Opoku.

Berechtigte Fragen von Vanessa Opoku.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter kunst, leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Öde an die Feinde

Zuerst die gute Nachricht: Kunst kann immer noch heftige Emotionen freisetzen. Zumindest, wenn sie im öffentlichen Raum platziert wird. Markus Lüpertz´ Beethoven-Skulptur, die vor wenigen Wochen vor dem Leipziger Bildermuseum platziert wurde (finanziert aus privaten Quellen) wird zum Aufreger. Die LVZ hat schon mehrere Leserbriefe, durchweg ablehnend, dazu abgedruckt. Gestern nun wurde ein Offener Brief publik, unterschrieben von einigen mehr oder weniger bekannten ortsansässigen Künstlern und Schriftstellern, von denen ich manche bezüglich ihrer eigenen Arbeit durchaus schätze.

Die Beethoven-Platik von Markus Lüpertz vor dem MdbK Leipzig.

Die Beethoven-Platik von Markus Lüpertz vor dem MdbK Leipzig.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter kunst, leipzig | 9 Kommentare

Wohin mit den toten Tieren?

Die Frage, wie es mit dem Leipziger Naturkundemuseum weitergeht, ist in den letzten Jahren zum Running Gag verkommen. Nun zeichnet sich eine Lösung ab, die tragfähig sein könnte. Und fast schon selbstverständlich gibt es heftige Gegenargumentationen. Nicht in den Medien allgemein, sondern in einem Medium – der L-Iz.

Schon am 6. Januar fragte Chefredakteur Ralf Julke „Was soll denn ein Leipziger Naturkundemuseum an einem Standort, wo es keiner findet“ unter Berufung auf einen Leipziger Geologen, der offenbar noch nie in der Spinnerei war. Nun, wenige Tage vor der Entscheidung zuständiger kommunaler Ausschüsse, wird nachgelegt. Gleich zwei Artikel sind in der L-Iz, die ansonsten viele Großereignisse gerade im Kulturbereich mit keiner Zeile würdigt, heute zum Thema erschienen.

Es geht darum, dass das Museum nach den neuen Planungen ein Domizil in Halle 7 des Spinnereigeländes finden soll, bis vor wenigen Jahren nur als Domizil von Jim Whitings Party- und Kinetische Kunst-Location Bimbo Town bekannt.

Für die L-Iz steht unumstößlich fest, dass ein Naturkundemuseum unbedingt in die Innenstadt gehöre. Die Spinnerei hingegen gilt als Stadtrand. Das Berliner Museum gleicher Ausrichtung ist vom Alex oder Kudamm wahrscheinlich ähnlich weit entfernt, weitere Beispiele lassen sich weltweit finden. Und auch in Leipzig gibt es gut frequentierte Museen, die nicht ganz zentral liegen, das Deutsche Fotomuseum hat man sogar ohne Protest der L-Iz nach Markkleeberg abwandern lassen.

Die Spinnerei findet also keiner? Am vergangenen Wochenende waren es immerhin rund 10.000, die sich hingefunden haben, bei den großen Rundgängen im Mai und September sind es manchmal bis zu 25.000. Auch Kinder, häufig in Klassenstärke, sind dort zu sehen, gehört doch zu Halle 14 ein intensives Programm für den Nachwuchs.

Außer dem Naturkundemuseum soll mit dem Umzug von LOFFT und Leipziger Tanztheater ein zusätzliches kulturelles Konglomerat in der Spinnerei entstehen. Das Bimbo Town hat dann keinen Platz mehr, aber Whiting sucht sowieso nach einer höheren Halle, zum Glück in Leipzig. Wie sich die Theaterbesucher zumeist in den Abendstunden in die Spinnerei finden und danach zurück, ist für Julke kein Thema.

Es wäre tatsächlich gut, mit spitzem Bleistift nachzurechnen, ob eine Sanierung des Museums am jetzigen Standort oder die Umrüstung von Halle 7 mit Fördermitteln des Programms Leipziger Westen auf lange Sicht hin effizienter sind. Das macht aber Arbeit. In der Polemik geht es also vordergründig darum, dass die Spinnerei ja so abgelegen sei, dass da eben niemand hinkäme. Tatsächlich ist die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr nicht optimal. Ein erster Schritt könnte sein, die Linie 14 wie fast alle anderen Straßenbahnlinien der LVB im 10-Minuten-Takt verkehren zu lassen. Trotzdem ist es von der Endhaltestelle wie auch der benachbarten S-Bahn-Station immer noch ein gewisser Fußweg bis zur Spinnerei. Aber nicht mehr als vom Hauptbahnhof bis zur Pfaffendorfer Straße. Da könnte man zwar eine Station mit der Straßenbahn fahren. Aber was soll dann die rhetorische Frage: „Sollte man den emsigen Stadtratsfraktionen eigentlich mal die neuesten Ticket-Preise der LVB zumailen? Welcher Tourist, welcher interessierte Leipziger wird sich auf diese Tour machen, wenn er dabei nicht nur eine Menge Zeit verfährt, sondern auch Geld?“ Naturkundemuseen sind nur selten Touristenmagnete, wenn sie nicht etwas ganz Besonderes bieten können. Selbst der Steinerne Wald in Chemnitz, tatsächlich eine außergewöhnliche Attraktion, sorgt nicht dafür, dass Chemnitz auf dem Plan großer Reiseveranstalter steht.

Eine Behelfslösung, wesentlich einfacher, als die Straßenbahngleise bis zur Spinnerei zu verlängern, wäre eine neue Buslinie vom Zentrum aus. Der Fahrplan könnte exakt mit den Öffnungszeiten nicht nur des Museums, sondern auch den anderen dortigen Einrichtungen abgestimmt werden. Und der Bus kann auch direkt vor Halle 7 eine Haltestelle bekommen.

Die Intensität, mit der die L-Iz gegen den Plan trommelt, das Naturkundemuseum in der Spinnerei anzusiedeln, lässt den Verdacht aufkommen, dass da irgendwelche Lobbyisten im Hintergrund stehen, nicht des Museums selbst, sondern vielleicht bestimmter Bauunternehmen, die da irgendwelche Felle wegschwimmen sehen.

Veröffentlicht unter leipzig | 1 Kommentar