Fertsch

Meine Zielstellung, am 9. November, also Jochen Schmidts Geburtstag, mit der Lektüre des „Schmidt liest Proust“-Bandes fertig zu werden, ist zwar nicht aufgegangen, aber gestern abend konnte ich das Buch nun tatsächlich zuklappen. Allerdings habe ich in die CD noch gar nicht reingehört.

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Landpartie

Seit vielen Jahren habe ich vor, mal einen Prosatext zu schreiben, der als fiktiver Brief mit der Anrede „Lieber T. Wolkwitz!“ beginnt. Aber ich wusste nie so richtig, was ich Herrn Wolkwitz mitteilen könnte. Heute war ich nun endlich mal in Liebertwolkwitz. Im Nachbarort Seifertshain fand ich im berühmten Sanitäts- und Lazarettmuseum das nette Wort „Aufklärungsgefecht“. Da stellte ich mir unwillkürlich vor, wie Günter Amend mit Alice Schwarzer kämpft. Aber da es um den Oktober 1813 ging und sich Russen und Franzosen gegenseitig heftig aufklärten, ist wohl was anderes gemeint.

Ansonsten sah ich im Nachbarort Großpösna noch auf einen Frisörsalon namens „Kopfarbeit“. Volker Strübing hat ja schon mal darüber referiert, dass die Haarschneider besonders kreativ sind im Erfinden von Geschäftsbezeichnungen. Kopfarbeit ist ja noch ziemlich ironisch. Das Lachen ist mir aber vergangen, als ich (zu Zeiten da ich noch Frisöre frequentierte) mal gerade Platz in der Wartezone genommen hatte und aus dem Lautsprecher „The first cut is the deepest“ tönte. Da hab ich die gerade aufgeschlagene Neue Post schnell wieder hingelegt und bin geflohen. Auch ein Aufklärungsgefecht.

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Durchhalteparolen

Das weiße Lesebändchen in meinem „Schmidt liest Proust“-Band nähert sich der 500er-Marke, doch seit Tagen habe ich nichts dazu geschrieben. Auf Zettel schon, die das Buch schon sehr gespickt aussehen lassen, aber eben nicht ins Netz. Das liegt daran, dass ich in der zurückliegenden Woche gleich drei Tage ins innig geliebte Chemnitz fahren musste. Da steht der Sinn nicht nach Schöngeistigem.

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Falschparker

Manchmal bedauere ich, keinen kleinen Fotoapparat einstecken zu haben. Und wie ich Handyfotos in den Computer kriege (ohne Anschlussmöglichkeit), habe ich noch nicht herausgefunden. Darum kann ich das Schild nur beschreiben, das ich am Samstag gegen halb zehn auf dem Bahnhof Dresden Neustadt gesehen habe.

Parkhäuser halte ich generell nicht gerade für nennenswerte Beispiele zeitgenössischer Baukunst. Wenn dann aber nur Fahrzeuge mit Kennzeichen D reindürfen, sinkt der Sympathiewert noch weiter. Oder wie ist es zu verstehen, wenn auf besagter Werbetafel für ein „Nationalparkhaus“ Reklame gemacht wird. Das steht natürlich in Bad Schandau, Sächsische Schweiz, einer Gegend also, wo die NPD in manchen Orten über 20 Prozent Wählerstimmen hat. Ohne Volkswagen kommt man im National-Parkhaus sicherlich gar nicht durch die schwarzweißrote Schranke.

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Der Lesezirkel

So musste es kommen, „Strübing liest Schmidt liest Proust“ ist zwar erst Ankündigung, aber Dan Richter liest wirklich schon seit zwei Wochen. Und dummerweise hat er dasselbe Zitat rausgepickt, welches ich mir auch notiert habe. Auf Seite 239 mokiert sich Jochen Schmidt nämlich darüber, dass Proust Verzicht als eine Qualität von Büchern ausmacht, selbst aber „seit ungefähr vierhundert Seiten … bestimmt auf kein Detail mehr verzichtet“. Vor längerer Zeit habe ich mich auch mal gezwungen, Zolas „Die Sünde des Abbé Mouret“ zu lesen. Das ist zwar viel dünner als Prousts „Suche“, doch den Inhalt kann man auch auf zwei Seiten zufriedenstellend wiedergeben.

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Halloween in Dresden-Neustadt

Das Publikum brauchte einen Moment, um „Scharris“ Witz zu begreifen, dass die Begrüßung „Hallo Dresden“ an diesem Tag besser in Wien zur Wirkung käme. Beeindruckend ist aber immer wieder, die Menschenmassen zu sehen, die zum Poetry Slam in die Scheune drängen. Sogar an einem Tag eben, wo viele andere Leute mit Kürbisköppen rumrennen. Sicherlich gab´s hier auch mehr zu lachen als bei vielen Halloween-Besäufnissen. Gewonnen hat am Ende Christian Bartel mit einer Wikipedia-Demiurgen-Story vor Scharri und Thomas Jurisch. Das Allerschönste war allerdings, dass diesmal wieder Micha und Stefan moderierten statt des Menschen mit der großen Brille.

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Zug- und Druckfehler

Kurz nachdem ich in den etwa fünf Minuten verspäteten Zug Chemnitz-Leipzig eingestiegen bin, schlage ich „Schmidt liest Proust“ auf, um weiter zu lesen. Da ertönt eine weibliche Stimme aus den Lautsprechern im Waggon, die nicht nur darauf hinweist, dass der Zug auch einige Minuten später abfahren werde, sondern erläuternd hinzufügt: „Es handelt sich um eine sogenannte Wendeverspätung.“ Über solch ein Wort hätte sich Erich Honecker sicherlich diebisch gefreut.

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Mitgezählt

Bei Sax Royal strengt Micha Bittner einen Literarischen Städtevergleich Leipzig-Dresden an. Es freut mich natürlich sehr, dass Leipzig haushoch vorn liegt. Sollte dieser Vorsprung mal in Gefahr geraten, werde ich selbst dafür sorgen, dass sich die Lage stabilisiert.

Doch als journalistisch tätiger Mensch ist man ja auch zur Objektivität verpflichtet. Darum dachte ich mir: Moment mal – wieso werden da nur Leipzig und Dresden verglichen? Es gibt doch auch andere Großstädte in Sachsen. Also habe ich Michas Methode kopiert, und die Chemnitzer Stadtmagazine „Stadtstreicher“ und „371“ ausgewertet.

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Ein Proust auf Jochen

Gestern habe ich angefangen „Schmidt liest Proust“ zu lesen. Es wäre nun interessant, daraus ein neues Buch nach dem Schema „Kassner liest Schmidt liest Proust“ etc, ein Schneeballeffekt also. Vor allem drängt sich aber die Frage auf, weshalb sich jemand das antut, freiwillig 3900 Seiten reinzuziehen, die nicht durchweg mitreißend geschrieben sind. Dazu gehört ziemlich viel Masochismus. Jochen Schmidts Buch ist „nur“ 608 Seiten lang, ein Zehntel davon habe ich gestern schon geschafft. Und wenn ich durch bin, kann ich endlich über Proust mitschwafeln, ohne da wirklich reingeguckt zu haben. Wieso gibt es eigentlich einige Schriftsteller, die gemeinhin als Größen der Weltliteratur gelten, obwohl sie nichts weiter als öde sind?

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Feier, Abend – eine Zeitschleife

Eier? Nein, anke. Wir haben die Nacht doch nicht zum Feiertag gemacht, um die Omeletten vor dem Abend zu loben. Immer die gleiche Leier. Zeit kommt, Zeit geht. Mitteleuropäisch schenkt sich die Winterzeit, letztlich uns, eine Stunde. Feierstunde. Morgenstunde ohne Goldmund narzistisch zwischen zwei und drei. Wieder dann zwei, nochmals die Chance auf drei. Zeit, kranke Zeit. Eine Stunde! Wozu rumeiern? Feiern, wenn schon ein Geschenk da ist. Hoch die Stimmung! Tassen stehn hinter der Zeitleiste. Schenk ein. Oder zwei. Wird sowieso wieder drei. Kurz vor drei noch nüchtern, wenig nach zwei dann beleiert. Polizeistunde abgerüstet. Entrüstete Politessen machen Schluss. Negative Überschreitung. Parktickets von bald. Gültig in dreißig Minuten. Darauf einen heben. Eben. Zeit zu gehn. Zeit zu feiern und eifern und eiern. Dann reihern. Geifer an den Lefzen. Anke, nein keine Eier. Nicht jetzt, vielleicht später. Nach drei. Ist noch Zeit.
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