Auch zurück führen viele Wege

Wir sind zurück aus der ewigen Stadt. Damit meine ich nicht Taucha, wo wir gestern schnell noch zu einer vorgezogenen Walpurgisnachtfete waren, sondern eben Rom. Eine Woche Lauftraining mit Geschichtsexkursen. Das übliche Touri-Programm mit Ausnahme der Vatikanischen Museen abgehakt, aber auch daneben viel gesehen, zusammen mit hunderttausenden anderen Besuchern.

Als wir dann in Berlin Hauptbahnhof ankamen, mit Blick auf Kanzlerinnenamt und Reichstagskuppel, dazwischen sehr viel Raum, merkten wir erst so richtig, welche Dichte Rom hat. Nicht nur baulich, sondern auch sensuell. Das pulsiert jetzt noch, drei Tage danach, in den Nerven.

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Und tschüss

Nach harten Wochen multipler Berufstätigkeit gönnen wir uns ein Pause für eine Woche. Endlich ausspannen. Ostern in Rom! Ich freu mich auf die Ruhe und Einsamkeit.

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Nummer zwei

Der Erfüllung meiner wahnwitzigen Neujahrsvornehmungen bin ich wieder ein winziges Stück näher gekommen. Gestern traf das Päckchen mit meinen Autorenexemplaren von Görlitz an einem Tag, erschienen im Lehmstedt Verlag, ein. Das zweite Buch in diesem Jahr. Nun muss ich nur noch abnehmen. Und Ukulele lernen, und Maschinetippen und …

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Schweisstreibend

Da wird das gründliche Korrekturlesen in den Zeitungsredaktionen unerlässlich. Sonst geht´s in die Hose.

(Quelle: Leipziger Volkszeitung, 18. April 2011)

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Aus meinem Tagebuch der Moderne V

Fast schon dachte ich, das vor anderthalb Jahren Gesuchte mit dem Dokupedia-Artikel von Christof Dipper doch noch gefunden zu haben – ein handliche Übersicht über die Deutungsweisen des Begriffs Moderne. Dass Dipper dabei von vornherein wertend vorgeht, ist kein Nachteil. Im Endeffekt, nach etlicher anderer Lektüre, kann ich mich mit seiner Auslegung aber gar nicht anfreunden. Weiterlesen

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Ramsauer räumt auf

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Deutsche Sprachwelt berichtet über die Initiative von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), das Deutsche zu reinigen. Sicherlich gäbe es da in Bayern genug zu tun, doch der Minister fängt im eigenen Resort an. Entgleisungen wie „Service Point“ sind dort ja auch tatsächlich lohnende Ziele. Doch Ramsauer macht keine halben Sachen und legt eine umfangreiche Liste einzudeutschender Begriffe vor, die nicht unbedingt mit Traffic & Transportation zu tun haben. So wird aus dem Flipchart eine Schreibblocktafel, aus der Mail wird die Elektropost und aus Good Governance wird verantwortungsbewusste Regierungsführung. Gerade die letzte Floskel sollte er ernst nehmen. Sonst geht es ihm wie Westerwave.

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Gruppenbild mit Lücken

Der Erwerb von Frédéric Valins Buch Randgruppenmitglied ist ein Resultat der Buchmesse, genauer der Lesung der unabhängigen Verlage im Lindenfels Westflügel. So wie üblich beim Berliner Verbrecher Verlag ist der Umschlag ganz minimalistisch gestaltet, schlichte Typo auf roter Fläche.

Unaufgeregt ist auch der Ton des Erzählers. Die narrativen Muster sind traditionell, ebenso die Sprache. Etwas aus der Norm fallen nur die Protagonisten, wie der Titel schon annehmen lässt. Das, was sie zum „Rand“ macht, ist bei den sechs Texten des schmalen Buches ganz verschieden geartet. Ob die Altersgebrechlichkeit heute wirklich ein Außenseiterphänomen ist, kann dabei bezweifelt werden. Doch auch die anderen stigmatisierenden Merkmale wie Ausländer zu sein, Punk in der Provinz oder WG-Bewohner sind nicht sonderlich exotisch. Am ungewöhnlichsten muss da noch die Asexualität des Helden in der titelgebenden Geschichte erscheinen, doch auch die ist nur partiell. Genau mit diesen Übergängen zwischen einer Norm, die es gar nicht geben kann, und den leichten Abweichungen davon spielt Valin auf zumeist ganz gekonnte Weise. Nur eine Sache verdirbt den guten Gesamteindruck gewaltig: dass der einst so knallharte Punker Jochen zum Unternehmensberater bei Ernest & Young geworden ist. Er hätte obdachlos werden können oder Astronaut, Sozialarbeiter oder Verkehrspolizist. Aber in jeder Vorabendserie, wo mal ein Punk vorkommt, wird der später Broker bei der Deutschen Bank oder Unternehmensberater bei Ernest & Young. Bitte mehr Fantasie bei der Berufsberatung von Aussteigern!

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Aus meinem Tagebuch der Moderne IV

Als ich im Oktober 2009 zur Vorbereitung eines Vortrages in der TU Chemnitz zum Thema „Stadt der Moderne“ Literatur suchte, um diesen allgegenwärtigen Begriff der Moderne etwas genauer zu untersetzen, war ich ziemlich erstaunt, nichts zu finden. Nicht nur im Buchladen, auch in der Nationalbibliothek, die alles deutschsprachige Schriftgut seit 1912 sammelt, fand sich nichts, das meinen Erwartungen entsprach. Die Anzahl der Treffer ist zwar gewaltig, doch fast immer geht es um bestimmte Aspekte der Moderne, vor allem aus dem ästhetischen Bereich. Also: DIY! Einige tausend Buch- und Aufsatzseiten später bin ich noch weit entfernt von einer Definition (und der Stapel der noch geplanten Literatur wächst, statt abzunehmen), doch es zeichnen sich Konturen ab. Weiterlesen

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Dathenfehler

Weshalb mir der Name Dietmar Dath in positiver Erinnerung geblieben ist, kann ich nicht mehr rekonstruieren. Jedenfalls habe ich ohne langes Überlegen zugegriffen, als ich in der Buchhandlung „Sämmtliche Gedichte“ dieses Autors sah. Wäre es wirklich ein Lyrikband mit fast 300 Seiten, hätte ich den Fehler des Kaufs nicht gemacht. Doch das Taschenbuch ist ausdrücklich als Roman gekennzeichnet.

Die trotzdem recht üppig eingestreuten Gedichte des Romanhelden Adam Sladek hielt ich anfangs für Parodien auf die verbreitete Mittelmäßigkeit des heutigen Literaturbetriebes. Doch nachdem ich mal nach Dietmar Dath im Netz gesucht hatte und da auch auf Dichtungen stieß, die er unter eigenem Namen veröffentlicht hat, merkte ich: Er kann es nicht besser.

Außerdem hatte ich gehofft, die gedrechselte Sprache der Prosapassagen möge sich normalisieren. Doch das passiert nicht, das Geraspel geht bis zum Schluss so durch. Beim Googeln habe ich dann auch festgestellt, dass Dath unter anderem als „Lenin 2.0“ bezeichnet wird. Außer einer beiläufigen Erwähnung der „UZ“, also des Blattes der DKP, ist allerdings keine plakativ politische Handlung zu finden, auch wenn der Fiesling des Romans ein neureicher Emporkömmling ist.

Sladek wird in die Villa ebenjenes Milliardärs entführt, der sein Geld mit Entwicklungen in der Genetik gemacht hat. Die „Sämmtlichen Gedichte“ (der gewollte Schreibfehler soll auf das 18. Jahrhundert verweisen, warum auch immer), die Sladek in der Gefangenschaft mit Freigang zu schreiben hat, sind ein Experiment des Wissenschaftler-Unternehmers. Dessen Sinn erschließt sich nur Dath selbst, der tatsächlich eine naturwissenschaftliche Ausbildung hat. Und er taucht unter seinem Klarnamen auch im Roman auf. Nicht als Ich-Erzähler, sondern in der dritten Person. Als Gehilfe des Entführers spielt er eine zunehmend miese Rolle. Sich selbst in einem Text als Verbrecher zu bezeichnen, ist eine ausgesprochen widerliche Art von Koketterie.

Das Ganze endet in einer blutigen Run-and-jump-Szenerie. Die Verschränkung von Trash und versuchter Erhabenheit bezeichnet man heute in der Literatur zumeist als postmodern. Doch für Bücher mit diesem Etikett habe ich mich sehr selten begeistern können. Den Fehler, einen Dath zu kaufen, werde ich jedenfalls nicht mehr machen.

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Nun schrumpft sie auch noch

Vor nicht so langer Zeit hatte ich ja über Edits Magerkeit geschrieben. Unmittelbar vor der Buchmesse erschien das neue Heft. Als Doppelheft 54/55 deklariert hat es zwar 140 Seiten, ist aber nur noch halb so groß im Format. Das soll nach Willen der im Rotationsprinzip wieder einmal recht aufgefrischten Redaktion signalisieren, dass es sich um eine ganz besondere Ausgabe handelt. Es geht ausschließlich um Prosa. Die Lyrik mal für eine Ausgabe zu verbannen, mag so außerordentlich für eine Literaturzeitschrift nicht unbedingt sein, doch es geht um mehr. Acht Prosatexte im eigentlichen Sinn hat ohnehin jede normale Edit, andere Zeitschriften zuweilen mehr. Anstachelungsobjekt war aber die vor vier Jahren erschienene BELLA Triste Nr. 17, die sich ganz und gar der Lyrik verschrieben hatte. Was die Hildesheimer Schreiberlehrlinge können, müssen die Profis des einzigen, richtigen und unverwechselbaren Deutschen Literaturinstituts Leipzig erst recht können. Darum also dieses Prosa-Sonderheft. Diese Bt 17 war schon etwas Eigenes, nicht nur eine von vielen Anthologien deutschsprachiger Gegenwartslyrik, sondern auch noch mit einer Interpretation zu jedem Autor versehen, welche dann teilweise nochmals von einer anderen Fachkraft kommentiert wurde. Zwar hat sich mein Zugang zu der Art von heutiger Dichtung, welche im etablierten Literaturbetrieb akzeptiert wird, noch nicht tiefgreifend verändert, aber das mag an mir selbst liegen.

Diese Edit hält dem Vergleich mit dem erklärten Vorbild nicht stand. Nicht nur, dass gerade mal acht Texte bei weitem nicht die Vielfalt heutiger Kurzprosa auch nur annähernd spiegeln können. Auch die Essays und knappen Stellungnahmen weiterer Autoren sagen dem, der ohnehin viel liest, wenig Neues. Ein erleichtertes Verständnis der stilvoll auf rosa Papier gedruckten „richtigen“ Literatur sollen sie ohnehin nicht liefern, ist vielleicht auch nicht so nötig wie bei Lyrik. Herauslesen konnte ich nur eine gewisse Verteidigungshaltung. Kurze Prosa wolle angeblich niemand haben. Als würde jemand nach Lyrik schreien! Ich mag kurze Prosa, schon deshalb, weil man schneller weiß, ob es einem gefällt, die Enttäuschung nicht 1680 Seiten mitgeschleppt werden muss. Und wer nicht allzu viel Zeit zur Lektüre neben dem Broterwerb hat, kann die kleine Form sowieso besser konsumieren. Also nicht so viel auf das Genöle der Großverleger geben, weiter schreiben!

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