Saturday Night Fever

An Demonstrationen habe ich schon seit einiger Zeit nicht mehr teilgenommen, auch wegen der Erfahrung mit einem verlogenen, rechtsaffinen Dresdener Polizisten. In diesem Jahr aber außerdem, weil ich es mir als Selbstständiger nicht leisten kann, krank zu werden, darum Kontakte besser einschränke.

Auch am vergangenen Sonnabend wollte ich nicht an Protesten gegen die Ansammlung von esoterischen Schwurblern in Schulterschluss mit Neonazis teilnehmen. Sowieso habe ich den Dienst im Laden meiner Frau übernommen, die verreisen musste. Die Straßenbahn 32 kam dann immerhin an der Karl-Heine-Straße an, aber am Dittrichring bog sie Richtung Zoo ab, ich stieg aus. An der Thomaskirche etliche Reisebusse, wartend. Über meine Erlebnisse am Rossplatz habe ich auf Twitter und FB berichtet, das muss ich hier nicht wiederholen.

Es passt hervorragend in die Berichte, die ich dann vorwiegend auf Twitter über das ganze Geschehen gesehen habe. Einfach nur schockierend. Das ist totales Staatsversagen. Dieses beginnt mit der Eilentscheidung des OVG Bautzen, die Kundgebung entgegen der Entscheidung der Stadt Leipzig und des Leipziger Verwaltungsgerichtes doch auf dem Augustusplatz zuzulassen. Für 16.000 Teilnehmer, mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz. Dass der Platz nicht für 16.000 mit Abstand reicht, kann ein Mittelschüler ausrechnen. Dass sich die Personenzahl nicht regulieren lässt, weiß jeder, der nicht Richter am OVG Bautzen ist. So kamen denn auch nach Berechnungen der Forschungsgruppe „Durchgezählt“ etwa 40.000 Covidioten. 90 Prozent ohne Maske. Die einzigen Maskierten waren gewaltaffine Neonazis, die nicht erkannt werden wollten, aber dennoch häufig personell identifiziert werden konnten.

Polizei und auch Ordnungsamt der Stadt Leipzig hätten die Veranstaltung wegen grundsätzlicher Missachtung der Auflagen eigentlich gleich auflösen können, brauchten dafür aber Stunden. Und dann waren sie eben nicht in der Lage, den untersagten Aufmarsch auf dem Ring zu verhindern. Mit Pyrotechnik und massiven körperlichen Angriffen durchbrachen sie die Sperre, so wie sie vorher auch schon unter passivem Zusehen der Polizei Journalisten tätlich angreifen konnten. In mindestens zwei Videos ist auch zu sehen, dass Polizisten den „Querdenkern“ zustimmend einen erhobenen Daumen zeigen.

Anschließend zog der Mob ungehindert durch die ganze Innenstadt, wo zwar Gaststätten geschlossen, aber Geschäfte noch geöffnet waren. Eine Superspreader-Party in XXL. Dann fuhren sie wieder los ins ganze Bundesgebiet, um ihren Erfolg auf die ganzen Mitmenschen weiterzuverbreiten.

Neben der unverblümten Koalition der verstrahlten „Querdenker“ mit brutalen Nazis und deren aktiver Hilfe war das vor allem ein Dammbruch bezüglich der Missachtung gesetzlicher Vorgaben. Wenn Zehntausende ohne Maske und Abstand straffrei bleiben, wer muss dann noch im Alltag irgendwelche Vorschriften einhalten. Zum Kotzen!

Ich bin sowas von wütend.

  1. Auf all die Nazis und Idioten, die sich absolut verantwortungslos versammelt haben
  2. Auf völlig realitätsbefreite Richter in Bautzen, die man nicht einmal zur Verantwortung ziehen kann.
  3. Auf Innenminister und Polizeiführung, die man zwar verantwortlich machen kann, was aber nicht passieren wird.
  4. Auf die Polizei, die sich mehr auf Gegendemonstranten konzentriert hat.
  5. Und zuletzt auch wieder mal auf superlinke Krawallmacher, die sinnlos Lagerfeuer anzünden mussten, um den Medien (darunter der Tagesschau) bereitwillig Aufmacherbilder zu liefern, welche vom eigentlichen Skandal wirkungsvoll ablenken.
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