Problematisch

Hatte ich bisher immer noch die Hoffnung, die LVZ hätte da aus dem Mund von CDU-Stadträten etwas allzu verdreht dargestellt, als sie dem unterdessen seit Juni im Amt befindlichen neuen Leipziger Kulturdezernenten Michael Faber die Worte in den Mund schob, die Freie Szene sei ein Kompensationsraum für Problemgruppen, so wächst nun die Ernüchterung. Auf eine Eigeninitiave zur Darstellung seiner kulturpolitischen Vorstellungen wartete man bisher vergeblich. Nun hat der Kreuzer in seiner frischen Dezember-Ausgabe nachgehakt und ein ausführliches Interview veröffentlicht. Ausführlich zumindest bezüglich der Fragestellungen von Johanna Lemke und Thyra Veyder-Malberg, weniger in den Antworten.

Was hier an Schwerpunktsetzungen seiner Politik genannt wird, ist nicht gerade visionär: Sicherung der Haushaltsmittel für Kultur in den nächsten zwei Jahren, Sicherung der Musikalischen Komödie, Umzug des Naturkundemuseums. Vor allem aber im Hinblick auf die Freie Szene bleibt der Eindruck, er wisse gar nicht so richtig, was das eigentlich ist. Sowieso liegt sie in Veantwortung des Kulturamtes, geht ihn also nur indirekt an. Das Zitat vom März geradezurücken, weigert er sich. Und wieder ist die Rede von einem Forum für „junge, nonkonforme Menschen […], die bestimmte Dinge in Frage stellen“. Dass die Freie Szene viel mehr ist als die Krabbelgruppe, aus der dann nach einem Reifeprozess richtige Kulturbürger hervorgehen, die ein Opern-Abo haben und die Neue Leipziger Schule sammeln, scheint über den Erkenntnishorizont des Dezernenten hinaus zu gehen. Wieso wurde er eigentlich von der Linkspartei nominiert und nicht von der FDP?

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