Eingeständnis eines Scheiterns

Es ist schon vorgekommen, dass ich Aufträge für Artikel in der LVZ abgelehnt habe. Aus Zeitmangel oder, wenn gerade ein Nachruf auf eine wichtige Person nötig ist, ich dazu aber aus Wikipedia kopieren müsste.

Mit all zu großer Begeisterung bin ich am Dienstag nicht in die GfZK gegangen, um mir die Schau der diesjährigen Trägerin des Preises Europas Zukunft Alex Martinis Roe anzusehen. Mit reinen Video-Ausstellungen habe ich so meine Probleme. Doch im Pressetext war auch die Rede von besonderer Ausstellungsarchitektur und Musik. Mal sehen und hören.

Die Architektur besteht aus schwerlasttauglichen Regalen. Diese dienen zunächst als Plattform für vier Monitore, weiterhin aber auch als unbequeme Sitzgelegenheit für die Zuschauer. Die aus Australien stammende und in Berlin lebende Künstlerin beschäftigt sich Feminismus und Queer-Themen. Wichtige Fragen, zweifellos.

Drei Monitore, ergänzt mit Kopfhörern, zeigen die Streifen ausschließlich auf Englisch ohne Untertitelung. Zwar bin ich gerade mal wieder dabei, meine Englischkenntnisse zu verbessern. Doch soweit, ganze Filme zu verstehen, bin ich nicht.

Auf dem vierten Bildschirm gibt es zumindest deutsche Untertitel. Aber wie das so ist bei solchen Projektionen, man platzt eben an irgend einer Stelle herein. Und nicht einmal im Pressetext erfährt man, wie viele Stunden der Zuschauer bräuchte, sich alle Teile nacheinander anzusehen. So muss ich mal böswillig davon ausgehen, dass dieses lineare Betrachten gar nicht gewollt ist, man eher eine Collage auf sich einströmen lassen soll. Eine halbe Stunde habe ich das getan, dann der Redaktion eine Mail geschrieben, dass sich unfähig bin, dazu einen halbwegs sinnvollen Artikel zu verfassen.

Solche Video-Abspielungen sind generell problematisch. Das Hauptkriterium meiner persönlichen Ablehnung ist: Wenn man die Filme genau so oder besser im Kino oder Fernsehen rezipieren kann, ist eine Galerie oder ein Museum der falsche Platz dafür. Das ist hier der Fall.

Hinzu kommt aber die Frage, wer und was mit dieser Schau eigentlich erreicht werden soll. Klar muss über diese Themen diskutiert werden. Wenn gut recherchiertes Material als Basis der Auseinandersetzung bereitgestellt wird, ist das auch gut. Doch wer macht sich in diesem Fall die Mühe des tiefgründigen Rezipierens? Da gehört eine Menge guter Wille dazu, der von vornherein eine gefestigte (positive) Meinung zum Thema vermuten lässt. Irgend einen Macho oder eine devote Frau – da muss man gar nicht bis zu AfD-Dödeln herabgehen – wird das nicht überzeugen. Weil er oder sie es sich gar nicht erst ansieht. Also nur eine Art von Selbstbestätigung, dass man etwas Gutes gewollt hat? So sieht es für mich aus.

Dieser Beitrag wurde unter kulturpolitik, kunst, politik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort auf Eingeständnis eines Scheiterns

  1. Josef Filipp sagt:

    Das ist leider alles sehr wahr.
    Grüße -j

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.