Nachlassende Sprungweite

Dass ich mir Die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling gekauft habe, liegt weder am Rückentext, noch am Aufkleber „Sehr, sehr komisch“ Jürgen von der Lippe. Vielmehr habe ich Kling mehrfach bei Slams erlebt, unter anderem beim großen Finale 2007 in Berlin, wo er zum zweiten Mal Sieger wurde. Er gehört zu den leider nicht gerade zahlreichen Slammern, die sich gesellschaftlicher und politscher Themen annehmen.

Das schlägt natürlich auch in seiner ersten Buchveröffentlichung durch.

In der Nebenwohnung zieht ein Känguru ein, welches sich ganz menschlich verhält. Dieses Sujet kennt man von Marc-Oliver Schusters wurderbaren Katzen-Geschichten. Klings Beuteltier ist nicht nur frech und vereinnahmend, sondern auch Nirvana-Fan, Kommunist, Ex-Vietkong und Mitglied der Jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung. In seinem Beutel trägt es neben dem kleinen roten Büchlein und Kurt Cobains Tagebuch immer auch zwei rote Boxhandschuhe. Also geht es turbulent zu. Doch in der zweiten Hälfte verlieren die kurzen Stories an Witz und Schärfe, viele wirken zunehmend konstruiert. Konstruiert ist natürlich alles, doch die spontan erscheinende Flapsigkeit des Beginns wird immer angestrengter. Vielleicht hatte der Verlag (der in den Texten selbst sein Fett abbekommt) ein Seitenlimit gestellt, welches dann auch irgendwie voll werden musste. Weniger wäre hier mehr gewesen. Komisch ist es trotzdem, da hat Jürgen von der Lippe schon recht.

Marc-Uwe Kling

Die Känguru-Chroniken

Berlin: Ullstein 2009

7,95 €

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