Sturzgeburt

Nach dem schon nicht gerade umwerfenden Logo – die Rolle der Nullen betonend – hat das seinerseits begründungsseitig wacklige Stadtjubiläum, dessen Abfeiern für das kommende Jahr beschlossen wurde, nun einen Slogan: LIKEZIG. In erstaunlicher Offenheit gibt die dafür zuständige Marketing und Tourismus GmbH LTM zu, dass an der Worterfindung keine Werbeagentur monatelang gebrütet hat, sondern sie in einem Workshop von Studenten der Uni entstand. Zumindest preisgünstig also.

Dabei hat man bei den meisten Kampagnen des Stadtmarketings meist den Eindruck, dass sie vor allem zur Auftragsbeschaffung der Werbewirtschaft dienen. Wer sonst braucht diese albernen Sprüche? Was ist eigentlich gegenwärtig der offizielle Slogan von Leipzig jenseits des jubiläums? Immer noch Leipziger Freiheit? Wenn ja, was wollen uns die Erfinder damit sagen?

Dass also kein Geld für Likezig ausgegeben wurde, ist noch das Beste daran. Was bei Ausschreibungen mit fettem Budget rauskommt, kann man ja annähernd flächendendeckend studieren. In Chemnitz etwa hat Zebra, eine der größten Werbeagenturen Sachsens, den Wettbewerb gewonnen. Die Stadt bin ich nennt sich das Produkt. Darauf muss man erst einmal kommen. Möglicherweise haben die Zebras einen Betriebsausflug nach Berlin gemacht und sich da von Sei Berlin inspirieren lassen. Der angeblich identitätsstiftende Neue Kollektivismus ist ansteckend, spätestens seit BILD verkündete: Wir sind Papst!

Die bald 550.000 Leipziger sollen nun also zu Followern ihrer selbst werden. Sich mit sich anfreunden. Ein Selfie in XXXL. Klingt ach Onanie. Aber das ist wohl Wesensmerkmal all dieser krampfhaften Kampagnen. Wie nett wäre es, bei einer Reise irgendwo zu lesen: XYZ – die Stadt die keinen Slogan braucht!

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