(K)ein dritter Weg?

Die Kultur solle sich auf den demografischen Wandel einstellen, wurde bei der SMWK-Werkstatt am letzten Mittwoch (wie auch anderswo) postuliert. Als Endvierziger betrifft mich das nun bald persönlich. Dabei kommt ein mulmiges Gefühl auf.Es sieht nämlich ganz so aus, als gäbe es in der Wahrnehmung der Kulturpolitiker eine Einteilung in Jugendkulturen (wo vieles möglich ist) auf der einen Seite und Kultur für Ältere auf der anderen. Wenn man das an der Musik verdeutlicht, wo diese Trennung am auffälligsten ist, dann wird bei der geriatrischen Kultur nochmals unterteilt. Die gebildeten Leute über 50 hören Oper, Sinfonie und etwas Jazz. Die bildungsferneren Schichten haben Schlager und volksdümmliche Weisen als Domäne. Ein getreues Abbild der zweitgenannten Gruppe bietet das Fernsehprogramm des MDR.

Dummerweise fühle ich mich beiden nicht zugehörig. Bei einiger Breite der Interessen steht doch handgemachter Rock im Vordergrund. Nicht solcher, der bei Jump oder PSR zu hören ist, sondern Indie. Wenn man aber als etwas angegrauter Mensch zugibt, Sonic Youth, White Stripes, Pixies und Coco Rosie zu mögen, dann wird man doch wegen Verhaltensauffälligkeiten gleich dem Psychotest zugeführt.

Dabei musste auch der Moderator bei der Veranstaltung am Mittwoch einräumen, dass die Helden des Rock´n Roll heute die Siebzig überschritten haben, sofern sie noch leben. Stones und Beatles (sofern sie noch leben) sind Mitte Sechzig, auch Patti Smith hat die Sechzig schon hinter sich. Selbst Dr. Motte, Initiator der Love Parade, ist mit 48 ein Jahr älter als ich. Was soll dann also dieses verzerrte Bild, das nur sogenannte Hochkultur oder primitive Schunkelrhythmen für unsereins vorsieht?

Dieser Beitrag wurde unter kulturpolitik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten auf (K)ein dritter Weg?

  1. udo-neiße sagt:

    naja, die indie-jugend bekommt fördermittel für jugendklubs wegen gewaltdrohpotential und optischen drohpotential, daß man von der straße weg haben will. Wie stellt der indie-oldie nun beides her, um indie-oldie-kultur finanzsunterstützt zu zelebrieren? Saufend und rülpsend zur melodie von sympathy for the devil linke privat-enteignungslosungen brüllen? 50jährige alller länder vereinigt euch! Und die 40 jährigen in die vorbereitungsgruppe!
    (eh, was ist den smwk?)

  2. admin sagt:

    SMWK ist das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, also die Stelle, wo man dann die Fördermittel bekommt, wenn wir entsprechend deines Vorschlages als Drohpotenzial erscheinen.

  3. udo-neiße sagt:

    naja, wie schon beim saxroyal-jugendradio-thema, zweifle ich weiter am zusammenhang kultur und alter… was gut ist, gefällt jedem. eine andere art sind eben spezielle strömungen, für einen technomann ist patti smith auch schunkelmusik, ein bruce springsteen fan rechnet techno niemals zu musik hinzu… meint „einstellen auf demographischen wandel“ noch mehr langeweile, berechnung und mutlosigkeit?

  4. admin sagt:

    Genau dies befürchte ich eben, den Versuch einer Uniformierung. Bei aller Unterschiede im Geschmack finde ich den Begriff Jugendkulturen eben für überholt. Es gibt kaum noch eine Subkultur, die wirklich nur von Jugendlichen im statistischen Sinne frequentiert wird. Auf jeden Fall werde ich, sollte ich das Rentenalter erreichen, dann eine Punkband gründen.

  5. udo-neiße sagt:

    eventuell will der freistaat das wirtschaftliche leuchtturmprinzip auf die kultur legen: hochkultur als rahmen von auszeichnungsveranstaltungen von gasexportierenden diktatoren, für den mdr: volkstümliche musik, schlager, ddr-doku, tom pauls und wenns nazischläger in die westmedien schaffen: geld für opferbetreuung und zähneknirschend für ein multikultifestival mit trommelworkshop… aber das ist natürlich bösartiger pessimismus, keine welt in der wir leben müssen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.