Elegie der verlorenen Stunde

Grad jetzt hätt ich sie so dringend gebraucht,
die sinnlos dem Zeitschwund geopferte Stund.
Des nächtens sprang der Zeiger ruckartig nach vorn,
dem Äthersignal aus Braunschweig gehorchend.
Wie fehlen mir nun diese sechzig Minuten,
diese dreitausendsechshundert knappen Sekunden.
Und schaue ich aus dem beregneten Fenster
hat mich der Sprung dem Lenz doch nicht näher gebracht.
Zwanzig 5-Minuten-Terrinen hätt ich gekocht,
wär mir die Zeit doch vergönnet gewesen.
Auch der Quickie hätt keiner sein müssen als solcher,
doch ausgezählt wurde ich noch vor der Drei.
Hätt die Fahrt von Chemnitz nach Leipzig geschafft
sofern kein Schienenersatzverkehr droht.
Hätt siebenundachtzig Seiten Pynchon gelesen
und etwa achtmal ganz sanft gegähnt.
Woher nehm ich nun den Lebenslaufrückstand?
Die Karriere ist wohl auf ewig gestoppt.
Wer proustet da was von verlorener Zeit,
der Schnösel hatte sie doch immer zu Hauf.
Ich freu mich derweil schon mal auf Oktober.
Dann mach ich all das, dann geb ich Gas.

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