Er ist wieder da

Was hab ich gelitten. Einen Monat hatte die Blaue Narzisse Sommerpause. Nun sind die Jungs wieder da. Was mich besonders freut: Georg Immanuel Nagel hat in gewohnter Produktivität innerhalb weniger Tage gleich zwei Mal seine Sülze abgeliefert.

Der erste Artikel nennt sich Importehen müssen verboten werden. Interessant ist schon mal, dass die Leute, die ständig Freiheit rufen, sich für alle möglichen Verbote stark machen. Immer mehr werden Eheschließungen zwischen Staatsbürgern und völlig Fremden zu einem Instrument des Bevölkerungsaustausches. Das muss endlich unterbunden werden. Darum eben müssen nicht-reinrassige Ehen endlich verboten werden. Es lebe der Arier-Paragraf! Mit einer Einschränkung: Zwischen den europäischen Brudervölkern dürfen Ehen erlaubt bleiben. Ob er auch Albaner, Bosnier oder Rumänen zu seinen Brüdern zählt, bleibt offen. Aber wer ganz von außerhalb Europas kommt, hat hier nichts zu suchen.

Die höchstintellektuelle Leistung Nagels besteht nun darin, festzustellen, dass ein Einwanderer, der eine deutsche Staatsbürgerin oder einen deutschen Staatsbürger heiratet, damit automatisch auch die Staatsbürgerschaft bekommt. Auch wenn diese Ehe bald wieder geschieden wird, so bleibt doch die Staatsbürgerschaft bestehen. Es wäre so einfach zu googeln, was tatsächlich für eine Einbürgerung auch bei Ehepartnern nötig ist. Unter anderem acht Jahre Aufenthalt im Land, ein Einbürgerungstest und der Nachweis eines festen Einkommens, dessen Bemessungsgrenze ein Mehrfaches des Hartz-IV-Satzes beträgt. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie die wasserstoffblonde Leiterin der Chemnitzer Ausländerbehörde einer mir nahestehenden Person zuzischte, ob sie nach Jahren des Verfahrens nicht endlich ihren Antrag zurückziehen wolle.

Für Nagel ist es sicher, dass alle, die sich nicht davor ekeln, mit jemanden ins Bett zu steigen, der seine Herkunft nicht von Hermann dem Cherusker ableiten kann, zweifelsfrei Linke sind. Angeblich lieben die Linken die fremden Kulturen so sehr, von denen sie sich meist überaus „bereichert“ fühlen. Warum sollten sie sich also weigern, in die Länder zu gehen, wo diese Kulturen auch vorherrschen? Ach Herr Nagel, schauen Sie sich doch mal die Auswanderer-Soaps im Fernsehn an. Es gibt viele, die hier nichts hält. Sogar ein Vorzeige-Linker wie der Hamburger Ronald Schill gehört dazu, der sich in Rio mit jungen Brasilianerinnen vergnügt.

Im zweiten Artikel fordert Nagel, dass politische Interessen endlich wieder ohne lange zu fackeln mit Waffen durchgesetzt werden sollten. Es ist nicht begreiflich, warum man nicht mehr gewillt ist vergleichsweise einfache Probleme militärisch zu lösen. Konkret geht es ihm zunächst mal darum, Libyen anzugreifen sowie der Türkei die “Rückeroberung” Nordzyperns und Ostthrakiens wenigstens anzudrohen. Wenn die Türkei unbedingt einen Krieg haben will, warum bekommt sie ihn dann nicht? Interessante Frage. Soll Bulgarien oder eher Griechenland die Türkei angreifen, um Edirne heimzuholen? Oder soll das gleich die Bundeswehr erledigen? Ist ja noch nicht so lange her, als deutsche Soldaten da unten für völkische Interessen kämpften. Von Seiten der etablierten politischen Stimmen in unseren Breitengraden wird die allgemeine weichgespülte Verteidigungslosigkeit gerne mit humanitaristischen Floskeln begründet. Doch die Frage „Wann ist endlich Krieg?“ ist eigentlich falsch gestellt, denn es müsste viel mehr heißen „Wann gibt es endlich einen Krieg, dessen Zweck mit den Interessen unseres Volkes zusammenfällt?“, denn der Westen führt ja ständig „Militärinterventionen“ in aller Welt durch, nur eben nicht um Europa zu verteidigen. Nagel weiß also, dass es im Interesse des deutschen Volkes (zu dem er sich als Österreicher ganz selbstverständlich zählt) liegt, die Türkei zu überfallen. Da muss ich als jemand, in dessen Pass das Wort “deutsch” steht, mal ganz unverblümt und ohne humanitaristische Floskeln sagen, dass ich mir diese Einmischung in meine Interessen von einem Volksfremden verbitte.

Warum wohl werden “vergleichsweise einfache Probleme” nicht in jedem Falle einfach militärisch gelöst, fragt der verhinderte Frontsoldat Nagel. Tja, kann er irgendwelche erfolgreichen Beispiele für diese Art von Problemlösung aus den letzten hundert Jahren anführen? Die zwei Weltkatastrophen, an deren Anzettelung Deutschland wie auch Österreich aktivsten Anteil hatten, etwa? Oder Vietnam, Afghanistan, Irak. Alles sehr erfolgreiche Unternehmungen, gell? Und in Libyen wurde ja vor kurzem erst eingegriffen, um einen failed state zu schaffen. Selbst die innereuropäischen Interventionen in Serbien können wohl kaum als Erfolge gefeiert werden. Und Russland versucht seit drei Jahren das vergleichsweise einfache Problem zu lösen, sich die Ostukraine einzuverleiben. Das Volk freut sich darüber.

Leuten wie Feldmarschall Nagel sollte man dankbar sein. Im Unterschied zu seinen Kumpanen mit 10 IQ-Punkten mehr schwätzt er aus, was diese nur am Schnellrodaer Stammtisch besprechen. Er macht klar, was diese Neuen Rechten trotz aller Ausweichmanöver sind: Rassisten, Militaristen, Nazis reinsten Wassers.

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