Sehr nett

Bei einer kürzlich erfolgten familiären Feierlichkeit lag eine CD auf dem Gabentisch, auf der „yusuf roadsinger“ steht. Es hat sich ja schon rumgesprochen, dass der in den Siebzigern unter dem Namen Cat Stevens ausgesprochen erfolgreiche Steven Demetre Georgiou seit vielen Jahren unter Yusuf Islam firmiert und als solcher auch schon eine Comeback-Scheibe veröffentlicht hat. Für die zweite seiner neuen privaten Zeitrechnung hat er den in Mitteleuropa und Nordamerika gerade nicht sehr werbeträchtigen Nachnamen wieder abgelegt.

Beim Anhören wird deutlich, dass er ganz gut auch wieder Cat Stevens hätte draufschreiben können. Die Studiotechnik mag sich in den letzten dreißig Jahren deutlich verbessert haben, der Sound des Briten ist aber so geblieben, als würde Lady d´Arbanville immer noch auf das Wachgeküsstwerden warten.

Das klingt alles sehr perfekt, wunderbar inszeniert mit Streichern, Bläsern, Klavier, Gitarren. Und die Stimme, dieser Bass Tenor (?) mit dem besonderen Timbre, ist im Unterschied zu manchen gealterten Barden immer noch genau jene, die auch Leuten ohne nennenswerte Affinität zu romantischen Schwelgereien Gänsehaut verursachen kann.

Und es ist alles sehr vertraut. Bei manchen Intros fragt man sich unwillkürlich, ob das ein Selbstzitat sein soll, oder ob Herr Georgiou im Laufe der Jahre schon den Überblick über all seine Kreationen verloren hat.

Die Texte sind natürlich auf einen großen Eierkuchen der Versöhnung hin angerührt. Sogar das Cover des Booklets zeigt den bei Althippies so beliebten VW-Bus mit der Aufschrift Peace Train. Neue Käufergruppen sollen offenbar nicht unbedingt angesprochen werden. Alles beim alten. Alles ist schön, alles wird gut. Darum sind die 11 Songs auch durchweg in der charts-kompatiblen Länge von etwa drei Minuten produziert. Dass somit nach kaum einer halben Stunde schon nichts mehr aus den Boxen tropft, ist nicht so schlimm. Man kann ja die Kerzen noch eine Weile brennen lassen, sich Kamillentee nachschenken (Moslems dürfen leider keinen Rotwein trinken), und den guten alten Zeiten nachsinnen. Wird schon werden! Der graubärtige Yusuf wird sich wohl mit der CD was zur dürftigen Rente hinzuverdienen.

Dieser Beitrag wurde unter noise + voice veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.