Als es noch Zukunft gab

Weil wir heute endlich mal in der Joe-Colombo-Ausstellung des Grassi-Museums waren, musste ich an das Bonmot denken: Früher war alles besser – sogar die Zukunft. Die Kreationen des Italieners mit dem amerikanisch klingenden Namen versprühen so eine Zuversicht, die heute nur noch eingefleischte Ignoranten haben können. Damals in den poppigen Sechzigern gehörte sie zum allgemeinen Lebensgefühl. Da waren Plaste und Elaste noch Hoffnungsträger und grelle Farben durften unmittelbar aufeinander treffen. Allerdings war Colombo auch zu dieser Zeit schon ein Blumenkind unter vielen mausgrauen Designern, welche die Begriffe Funktionalismus und Rationalismus mt ihren schematischen Kästen in Verruf brachten. Bei ihm ist alles viel fantasievoller, schräger, organischer – und trotzdem zumeist ganz funktional. Nur für den Schöpfer selbst war die Zukunft sehr knapp bemessen, er starb an seinem 41. Geburtstag. Vielleicht hätte er nicht so viel Energie in die Entwicklung von Trinkgefäßen legen sollen, bei deren Benutzung man die Zigarette in der Hand behalten kann.

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