Letzte Linie

Erst steigt einer ein, plärrt: „Kann mir mal wer nen Hunderter klein machen? Für diesen Kackautomaten, hab kein Ticket.“ Paar Leute kramen in den Taschen, tun so. Dann aber steigt ein anderer ein, verkauft ihm so viel T-Aktien, bis nur noch das Kleine für den Fahrschein bleibt. „Bin heut Hans im Glück“ singt er zur Melodie von Starsprangled Banner. Doch dann kauft er für die soeben erwirtschaftete Knete einem Blinden zwei Exemplare einer Straßenzeitung ab, im selben Moment, als er kontrolliert wird. „Shit“ sagt er mit südalbanischem Akzent. Zufällig ist der Kontrolleur im Nebenberuf Anwalt und schlägt ihm vor, ihn bei der Klage gegen die Telekom zu vertreten. Schon wieder Glück gehabt.

Und dann dieses Mädchen. Alle, wirklich alle, starren ihr auf die Titten, sogar die Frau mit den zwei Melonen. Doch ich, wirklich nur ich, sehe auf ihre Augen. Denke: größer dürften sie wirklich nicht sein. Diese Augen.

Der Straßenbahnfahrer hat die Angewohnheit, der Kassiererin bei Penny an der Antonius-Brücke Grüße zu senden, indem er die Bahn durch heftige Lenkbewegungen schunkeln lässt. Leider übertreibt er heute. Die Bahn kollidiert mit dem Friedensgebetsdenkmalentwurf. Aus der aufgeschlitzten Außenhaut fallen 17 Päckchen Crystal Meth, dann kippt der Wagen in Schräglage. Traurig steigen die Passagiere aus und sehen, wie die Bahn heißt: Costa Cordalis.

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