EÖN statt e.on!

Am Wochenende bekam ich als Mitbringsel einer Buchmesse-Besucherin das schmale Bändchen IWF! IWF! OMG! OMG! von Eirikur Örn Norddahl (EÖN) geschenkt. Den Namen hatte ich nie zuvor gehört. Da ich aber gar keine isländischen Schriftsteller der Gegenwart kenne, ist das kein Wunder. In seiner Heimat soll er aber zu den bekannten Namen gehören und schon ein ziemlich umfangreiches Werk veröffentlicht haben, darunter drei Romane.

In dem Büchlein sind allerdings Gedichte als Auswahl eines Jahrzehnts versammelt. Der Titel lässt schon vermuten, dass Politik eine Rolle spielt, was in der deutschen Gegenwartslyrik ja kaum vorkommt. Neben der Bankenkrise beschäftigt sich EÖN unter anderem mit der Problematik des geistigen Eigentums (Jedes Mal, wenn du deinen Freunden ein Lied auf YouTube vorspielst, verhungert ein Musiker.) Er selbst muss nicht verhungern, bekommt er doch trotz des gegenwärtigen Wohnsitzes in Finnland einen staatlichen Dichterlohn. Eine nette Einrichtung in einem Land, das so pleite ist wie Griechenland.

Neben den politischen und sozialen Themen gibt es aber auch viele Spielereien zwischen Neo-Dada und Konkreter Poesie. Im mündlichen Vortrag auf Isländisch ist das garantiert viel wirkungsvoller als in der gedruckten Übersetzung. Aber Spaß macht das Lesen trotzdem, sogar bei solchen Versen wie Pol Pot sitzt im Puff auf dem Pisspott. Dafür wird er wohl keinen Nobelpreis bekommen. Aber man weiß ja nie.

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